Review 1
The show was completely sold out, so the venue was packed. Robin took
the time to chat to people and sell some merch himself before and
after the show and generally seemed to enjoy himself.
Jansen opened (as they will do for the rest of the German dates).
Usually they are a full band, but for the Sophia dates they are just
a two-piece plus backing tapes. Good band, with a jazzy/avantgarde
feel. You could argue they don't fit in 100% with Sophia, but oh well,
they are friends with Robin...
Because I'm a flake I didn't catch the full setlist, it was kinda
similiar to the ones posted for the last few nights though. The opener
was "I left You", "Are you happy now", "Fool", "Every day" (still
a particular favorite of mine), a very, very good "Oh my love", "Woman",
and "Swept Back" were all definitely played. Somewhat surprsingly,
the main set eneded with "Jealous Guy" - Robin completely messed up
the last verse, and apologized for it afterwards.
The encores were the highlight of the night for me, and gave Adam
Franklin a chance to shine during "River Song" and a ridiculously
fast "A Change Is Gonna Come". "So Slow" was te last song, no "Another
Trauma" tonight.
Robin explained after the show, that he felt they kept playing for
too long and thus "Another Traum" wasn't performed. He also added
that he enjoyed the rock numbers a lot and that he's thinking about
adding some May Queens songs as the tour progresses. Should be fun!
Carsten Wohlfeld for Sophiamusic.net
Setlist
1. I Left You
2. If only
3. Happy now
4. Fool
5. The See
6. Desert song no. 2
7. Every day
8. Oh my love
9. Woman
10. Swept back
11. Swore to myself
12. Jealous Guy
--------------
13. River Song
14. If a change is gonna come
15. So slow
PS : During "Fool", Dave - who sells the merchandise - played
on a second keyboard
Review 2
Menschen sind wie Jahreszeiten und bei Robin Proper-Sheppard ist es
immer Herbst. Auf dem Cover der neuen SOPHIA CD fallen noch die Blätter
von den Bäumen und als wir nach einem Sixpack und Pizza aus dem Mikrowellengrill
zum Konzert aufbrechen, beginnt es in feinen Streifen zu regnen, ganz
so, als dürfe der lang angekündigte Frühling erst einen Tag später
einsetzen. Die Pausen zwischen den Alben sind lang und die Band, gleichzeitig
loses Kollektiv und Familienersatz, auch nicht mehr so bedeutend wie
noch zu GOD MACHINE Zeiten, doch wenn Shepard wieder von sich hören
lässt, freut man sich wie bei einer Postkarte von einem verlorengegangenen
Freund. Jetzt ist dieser Freund für einen Abend in der Stadt und man
möchte so gerne wieder seine Stimme hören, seinen Geschichten lauschen
und dabei an Früher denken.
Dass sich vor dem "Gleis 22" dann von zwei Seiten eine dichtgepackte
Menschenmasse Richtung Eingang zu schieben versucht, kommt dann aber
doch etwas überraschend. Zentimeter um Zentimeter bewegen wir uns
vorwärts, zusammengekauert und am letzten Bitburger nuckelnd. Schließlich
dann das traurige Urteil für all diejenigen, die noch an der Abendkasse
eine Karte ergattern wollten: Das Konzert ist ausverkauft. Zusammen
mit den anderen Gästen schlüpfen wir rasch hinein ins warme Innere,
wo es bereits jetzt eng ist. Mit seinen Ecken, Winkeln und mitten
im Raum stehenden Säulen ist dies ja eher eine Art Jugendheim denn
eine Livehalle und dass das Gleis gerade zum beliebtesten Club Deutschlands
gewählt wurde, mag zunächst verwundern. Doch schon schnell versteht
man, dass es hier genauso viel um Musik wie um westfälische Geselligkeit
geht: Eine geschlagene Stunde dauert es, bis mit JANSEN die Vorband
auf die Bühne tritt und in dieser Zeit steigt die Temperatur bei den
ersten Pils in schier unerträgliche Höhen und feuert die Gespräche
an, von denen ein großer Teil selbst dann andauert, als deutlich später
der Headliner an der Reihe ist. Besagter JANSEN verkauft derweil bereits
fleißig Exemplare seiner mitgebrachten CDs und fällt mit einem "Tom
Waits meets Charlie Chaplin"-Look auf, der ihm schon im Vorfeld Sympathiepunkte
sichert. Um 21:30 zieht er, eine Gitarre um den Hals, den Vorhang
zur Seite, der Bühnenbereich und Publikum trennt, und gibt den Blick
frei auf seinen Drumcomputer und einen Bassisten, der aber den größten
Teil des Auftritts hinter einer dicken Säule unsichtbar bleibt. Die
menschlich-maschinelle Rhythmusfraktion grooved immerhin mehr als
passabel und legt ein solides Fundament für den mit tiefer Stimme
und im Sprechgesang intonierenden Sänger, der direkt aus "Herr Lehmann"
genommen wirkt und ganz offensichtlich ein mehr als nur geringes Faible
für Sven Regener aufweist. Blues, Chanson, ein wenig Rock und handwerklich
saubere Lieder mit deutschen Texten - hätte es ELEMENT OF CRIME nie
gegeben, wäre dies möglicherweise eine kleine Sensation. So hält sich
die Begeisterung in Grenzen, weil nach zwei starken Songs zu Anfang
die Kompositionen nicht immer gleich spannend sind und die für den
Gesamteindruck nicht ganz unbedeutenden Texte leider durch den arg
verwaschenen Klang unverständlich bleiben. Bestens gelaunt ist JANSEN
dennoch die heiterste Gestalt am ganzen Abend, deutet Tanzschritte
an verspricht eine neue, nur 10 Euro teure CD, erzählt Schoten, über
die nur die lachen können, die in den ersten drei Reihen stehen und
verabschiedet sich mit einem gänzlich unironischen und deswegen ernsthaft
bewegenden Stück, das sich immer mehr verdichtet und gegen Ende nur
noch um die stets aufs Neue wiederholten Worte "Wir sehen uns im Himmel"
dreht. Neben mir singt tatsächlich irgendjemand den Text mit.
Während sich das Publikum umgruppiert, machen wir einen kurzen Abstecher
zur Bar und werfen eine paar Blicke auf die eingetroffenen Personen,
unter denen sich gleichermaßen Frauen wie Männer, Ältere wie Jüngere,
Alternative und auch ein einige Rocker finden. Doch dann wird es Zeit
für Trauer und schon die ersten Töne von "I left you" treffen einen
Nerv, lassen alle näher zusammenrücken, als könne man sich Beistand
leisten. Die Band ist ganz in Schwarz gekleidet, trägt Hemd statt
T-Shirts, trinkt aber keinen Rotwein, sondern Bier und verspricht
gegen Ende betrunken zu sein. In einer seiner launischen Ansagen zwischen
den Stücken, die Proper-Sheppard eher als einen Zyniker als einen
melancholischen Zweifler erscheinen lassen (obwohl er auch das ist!),
entschuldigt sich der Bandkopf bei all denen, die am heutigen Abend
einen Popstar oder richtigen Rock erwartet haben. Eine Messe nur für
Eingeweihte ist es auf keinen Fall und dennoch darf man davon ausgehen,
dass nicht aus Desinteresse, sondern Betroffenheit recht wenig applaudiert
wird und auch wenn hier nichts mehr so lange dauert wie noch auf "Songs
from the second storey" gehen die einzelnen Stücke beinahe nahtlos
ineinander über. Es gibt wenig vom ersten, todessehnsüchtigen Album,
das Beste von "Fixed Water" und beinahe das gesamte "People are like
seasons", das wohl nicht besser als sein Vorgänger geraten ist, aber
weniger codiert und ungleich zugänglicher und zum ersten Mal könnte
man einem Freund oder eine Freundin die Band mit einem Vergleich schmackhaft
machen: Gemahnt das von Klaviertönen in Moll getragene "Fool" nicht
ein wenig an COLDPLAY? Erinnert diese Kombination aus traurigen Gitarren
und schepperndem HipHop Beat bei der ersten Auskopplung des aktuellen
Werks "Oh my Love" nicht an SEBADOH? Bis auf den letzteren Song bleibt
das Tempo niedrig und der Grundton ruhig und es breitet sich eine
nachdenkliche Lethargie in der Menge aus, die erst durchbrochen wird,
als Robin bei dem den regulären Set abschließenden Cover von JOHN
LENNONs "Jealous Guy" zuerst die Akkorde und dann den Text vergisst.
Ein gutes Konzert bis dahin mit vielen schönen Momenten, doch ohne
den allerletzten Kick. Nach einer kurzen Pause kommen SOPHIA jedoch
wieder und in den nächsten drei Songs erfüllen sie alle Erwartungen,
welche ihnen durch lobende Kritiken und das ewige Erbe einer der faszinierendsten
Gruppen der 90'er vorauseilt: Der "River Song" windet sich durch ein
harmonisch enges Tal, es wird gerockt und gerifft und die letzten
Minuten steht Sheppard mit dem Rücken zum Publikum, haut immer wieder
die gleichen Noten aus seiner Gitarre, als wolle er damit die Dämonen
seines Schmerzes austreiben und zum ersten Mal sieht man die Haare
seiner eigentlich ordentlich zurechtgekämmten Frisur fliegen. "If
a change is gonna come" ist weniger manisch, dafür aber mit der Rotzigkeit
einer Punkkombo dargebracht: "Life's a bitch and then you die". Danach
wird der erste Song nach Jimmy Fernadez' Tod angekündigt und auch
wenn "So slow" schon mehr als einmal auf der heimischen Anlage lief,
berühren die hilflosen, beinahe kindlichen Worte immer wieder. Ein
kurzes Danke, die Band geht ab, es bleibt still, nur wenige fordern
eine Zugabe, die es nicht geben wird.
An diesem Abend, auf dem Heimweg, sieht man Robin Proper-Sheppards
Gesicht überall.
tocafi (musik.terrorverlag.de)
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