Sophia - Feb. 17 ’04: Gleis 22, Münster (D), with Jansen

Review 1
The show was completely sold out, so the venue was packed. Robin took the time to chat to people and sell some merch himself before and after the show and generally seemed to enjoy himself.

Jansen opened (as they will do for the rest of the German dates). Usually they are a full band, but for the Sophia dates they are just a two-piece plus backing tapes. Good band, with a jazzy/avantgarde feel. You could argue they don't fit in 100% with Sophia, but oh well, they are friends with Robin...

Because I'm a flake I didn't catch the full setlist, it was kinda similiar to the ones posted for the last few nights though. The opener was "I left You", "Are you happy now", "Fool", "Every day" (still a particular favorite of mine), a very, very good "Oh my love", "Woman", and "Swept Back" were all definitely played. Somewhat surprsingly, the main set eneded with "Jealous Guy" - Robin completely messed up the last verse, and apologized for it afterwards.

The encores were the highlight of the night for me, and gave Adam Franklin a chance to shine during "River Song" and a ridiculously fast "A Change Is Gonna Come". "So Slow" was te last song, no "Another Trauma" tonight.

Robin explained after the show, that he felt they kept playing for too long and thus "Another Traum" wasn't performed. He also added that he enjoyed the rock numbers a lot and that he's thinking about adding some May Queens songs as the tour progresses. Should be fun!
Carsten Wohlfeld for Sophiamusic.net

Setlist

1. I Left You
2. If only
3. Happy now
4. Fool
5. The See
6. Desert song no. 2
7. Every day
8. Oh my love
9. Woman
10. Swept back
11. Swore to myself
12. Jealous Guy
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13. River Song
14. If a change is gonna come
15. So slow

PS : During "Fool", Dave - who sells the merchandise - played on a second keyboard

Review 2
Menschen sind wie Jahreszeiten und bei Robin Proper-Sheppard ist es immer Herbst. Auf dem Cover der neuen SOPHIA CD fallen noch die Blätter von den Bäumen und als wir nach einem Sixpack und Pizza aus dem Mikrowellengrill zum Konzert aufbrechen, beginnt es in feinen Streifen zu regnen, ganz so, als dürfe der lang angekündigte Frühling erst einen Tag später einsetzen. Die Pausen zwischen den Alben sind lang und die Band, gleichzeitig loses Kollektiv und Familienersatz, auch nicht mehr so bedeutend wie noch zu GOD MACHINE Zeiten, doch wenn Shepard wieder von sich hören lässt, freut man sich wie bei einer Postkarte von einem verlorengegangenen Freund. Jetzt ist dieser Freund für einen Abend in der Stadt und man möchte so gerne wieder seine Stimme hören, seinen Geschichten lauschen und dabei an Früher denken.
Dass sich vor dem "Gleis 22" dann von zwei Seiten eine dichtgepackte Menschenmasse Richtung Eingang zu schieben versucht, kommt dann aber doch etwas überraschend. Zentimeter um Zentimeter bewegen wir uns vorwärts, zusammengekauert und am letzten Bitburger nuckelnd. Schließlich dann das traurige Urteil für all diejenigen, die noch an der Abendkasse eine Karte ergattern wollten: Das Konzert ist ausverkauft. Zusammen mit den anderen Gästen schlüpfen wir rasch hinein ins warme Innere, wo es bereits jetzt eng ist. Mit seinen Ecken, Winkeln und mitten im Raum stehenden Säulen ist dies ja eher eine Art Jugendheim denn eine Livehalle und dass das Gleis gerade zum beliebtesten Club Deutschlands gewählt wurde, mag zunächst verwundern. Doch schon schnell versteht man, dass es hier genauso viel um Musik wie um westfälische Geselligkeit geht: Eine geschlagene Stunde dauert es, bis mit JANSEN die Vorband auf die Bühne tritt und in dieser Zeit steigt die Temperatur bei den ersten Pils in schier unerträgliche Höhen und feuert die Gespräche an, von denen ein großer Teil selbst dann andauert, als deutlich später der Headliner an der Reihe ist. Besagter JANSEN verkauft derweil bereits fleißig Exemplare seiner mitgebrachten CDs und fällt mit einem "Tom Waits meets Charlie Chaplin"-Look auf, der ihm schon im Vorfeld Sympathiepunkte sichert. Um 21:30 zieht er, eine Gitarre um den Hals, den Vorhang zur Seite, der Bühnenbereich und Publikum trennt, und gibt den Blick frei auf seinen Drumcomputer und einen Bassisten, der aber den größten Teil des Auftritts hinter einer dicken Säule unsichtbar bleibt. Die menschlich-maschinelle Rhythmusfraktion grooved immerhin mehr als passabel und legt ein solides Fundament für den mit tiefer Stimme und im Sprechgesang intonierenden Sänger, der direkt aus "Herr Lehmann" genommen wirkt und ganz offensichtlich ein mehr als nur geringes Faible für Sven Regener aufweist. Blues, Chanson, ein wenig Rock und handwerklich saubere Lieder mit deutschen Texten - hätte es ELEMENT OF CRIME nie gegeben, wäre dies möglicherweise eine kleine Sensation. So hält sich die Begeisterung in Grenzen, weil nach zwei starken Songs zu Anfang die Kompositionen nicht immer gleich spannend sind und die für den Gesamteindruck nicht ganz unbedeutenden Texte leider durch den arg verwaschenen Klang unverständlich bleiben. Bestens gelaunt ist JANSEN dennoch die heiterste Gestalt am ganzen Abend, deutet Tanzschritte an verspricht eine neue, nur 10 Euro teure CD, erzählt Schoten, über die nur die lachen können, die in den ersten drei Reihen stehen und verabschiedet sich mit einem gänzlich unironischen und deswegen ernsthaft bewegenden Stück, das sich immer mehr verdichtet und gegen Ende nur noch um die stets aufs Neue wiederholten Worte "Wir sehen uns im Himmel" dreht. Neben mir singt tatsächlich irgendjemand den Text mit.
Während sich das Publikum umgruppiert, machen wir einen kurzen Abstecher zur Bar und werfen eine paar Blicke auf die eingetroffenen Personen, unter denen sich gleichermaßen Frauen wie Männer, Ältere wie Jüngere, Alternative und auch ein einige Rocker finden. Doch dann wird es Zeit für Trauer und schon die ersten Töne von "I left you" treffen einen Nerv, lassen alle näher zusammenrücken, als könne man sich Beistand leisten. Die Band ist ganz in Schwarz gekleidet, trägt Hemd statt T-Shirts, trinkt aber keinen Rotwein, sondern Bier und verspricht gegen Ende betrunken zu sein. In einer seiner launischen Ansagen zwischen den Stücken, die Proper-Sheppard eher als einen Zyniker als einen melancholischen Zweifler erscheinen lassen (obwohl er auch das ist!), entschuldigt sich der Bandkopf bei all denen, die am heutigen Abend einen Popstar oder richtigen Rock erwartet haben. Eine Messe nur für Eingeweihte ist es auf keinen Fall und dennoch darf man davon ausgehen, dass nicht aus Desinteresse, sondern Betroffenheit recht wenig applaudiert wird und auch wenn hier nichts mehr so lange dauert wie noch auf "Songs from the second storey" gehen die einzelnen Stücke beinahe nahtlos ineinander über. Es gibt wenig vom ersten, todessehnsüchtigen Album, das Beste von "Fixed Water" und beinahe das gesamte "People are like seasons", das wohl nicht besser als sein Vorgänger geraten ist, aber weniger codiert und ungleich zugänglicher und zum ersten Mal könnte man einem Freund oder eine Freundin die Band mit einem Vergleich schmackhaft machen: Gemahnt das von Klaviertönen in Moll getragene "Fool" nicht ein wenig an COLDPLAY? Erinnert diese Kombination aus traurigen Gitarren und schepperndem HipHop Beat bei der ersten Auskopplung des aktuellen Werks "Oh my Love" nicht an SEBADOH? Bis auf den letzteren Song bleibt das Tempo niedrig und der Grundton ruhig und es breitet sich eine nachdenkliche Lethargie in der Menge aus, die erst durchbrochen wird, als Robin bei dem den regulären Set abschließenden Cover von JOHN LENNONs "Jealous Guy" zuerst die Akkorde und dann den Text vergisst. Ein gutes Konzert bis dahin mit vielen schönen Momenten, doch ohne den allerletzten Kick. Nach einer kurzen Pause kommen SOPHIA jedoch wieder und in den nächsten drei Songs erfüllen sie alle Erwartungen, welche ihnen durch lobende Kritiken und das ewige Erbe einer der faszinierendsten Gruppen der 90'er vorauseilt: Der "River Song" windet sich durch ein harmonisch enges Tal, es wird gerockt und gerifft und die letzten Minuten steht Sheppard mit dem Rücken zum Publikum, haut immer wieder die gleichen Noten aus seiner Gitarre, als wolle er damit die Dämonen seines Schmerzes austreiben und zum ersten Mal sieht man die Haare seiner eigentlich ordentlich zurechtgekämmten Frisur fliegen. "If a change is gonna come" ist weniger manisch, dafür aber mit der Rotzigkeit einer Punkkombo dargebracht: "Life's a bitch and then you die". Danach wird der erste Song nach Jimmy Fernadez' Tod angekündigt und auch wenn "So slow" schon mehr als einmal auf der heimischen Anlage lief, berühren die hilflosen, beinahe kindlichen Worte immer wieder. Ein kurzes Danke, die Band geht ab, es bleibt still, nur wenige fordern eine Zugabe, die es nicht geben wird.
An diesem Abend, auf dem Heimweg, sieht man Robin Proper-Sheppards Gesicht überall.
tocafi (musik.terrorverlag.de)