Review
Spelunke der Tränen
Heutzutage, wo Veranstalter für Konzertkarten schon mal 70 Euro
verlangen, erfreuen sich Gratisveranstaltungen großer Beliebtheit.
So auch der Fun for Free in der Muffathalle, organisiert von der DGB
Jugend München, die im Programmverlauf nicht weiter in Erscheinung
tritt. Als erste Band steht Der Funkmast auf der Bühne, fünf
Münchner Studenten, die vergangenes Jahr den "Unüberhörbar"-Nachwuchswettbewerb
gewonnen haben und nun ihren bisher größten Gig spielen.
Der kommt unverkrampft rüber und gut an, mit Texten über
"Astronauten" oder "Mädchenurlaub". Danach
installieren Techniker einen bizarren sich drehenden Sonnenschirm
auf der Bühne, das Markenzeichen des Duos Jansen. Am T-Shirt-Stand
liegt ein Jansen-Gästebuch aus, in dem steht unter anderem: "Hey
Ihr, war echt ein super Auftritt! So Hamburger-Spelunke-mäßig."
Das trifft es ganz gut. Gegen 23.15 Uhr trauen sich nach ein, zwei
Fläschchen Rotwein auch die Headliner Sophia an die Instrumente.
Was Robin Proper-Sheppard und seine vier Mitstreiter da abliefern,
ist alles andere als Partysound, sondern eher was für Liebeskummer
oder melancholisches Schwelgen. Traurig schön und mit reizender
Langsamkeit zelebrieren die Londoner ihre Songs, die wegen ihres Schwebezustands
an Coldplays "Parachutes" erinnern. Ein wenig mehr Dynamik
würde nicht schaden, aber ein ordentlicher Schmollabend hat ja
auch keine Lachfältchen. Insofern nicht Fun for free, sondern
Tears for free.
David Weigend (1/03/2004, sueddeutsche.de)
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