Sophia - Feb. 28 '04: Alter Schl8hof, Wels (AUT), with Jansen

Review
[noch nie zuvor ist ein konzert so unterschiedlich diskutiert worden wie jenes von sophia letztes wochenende im schlachthof. die meinungen reichten von "schlechten tag erwischt", "total schwaches konzert" über "schlecht gelaunte musiker muss ich mir nicht unbedingt geben". "was für ein mieses publikum" bis "aussergewöhnlicher konzertabend"]
ein paar gedanken dazu aus dem hause:
grundsätzlich finde ich es schon mal gut, wenn konzerte nicht so verlaufen, wie man sich das 1. erwartet und 2. erwünscht und erhofft.
so gesehen war der auftritt von "sophia" ein voller erfolg, denn wann erlebt man schon (jetzt mal abgesehen davon, dass überraschenderweise auch eine vorband auf der bühne stand, mit der niemand rechnen konnte, weil das niemand - auch wir nicht - gewusst hat. eine nette überraschung fürwahr, denn "jansen" als neben- oder nachfolgeprojekt von m. walking on the water waren wirklich nett, auch optisch), dass eine band/ ein musiker nach 20 sekunden seinen eröffnungssong abbricht, aufhört zu spielen und einen, zugegeben netten dialog beginnt mit den in der erster reihe rumlungernden kids, die beim eben sehr ruhigen opener in einer lautstärke tratschten, dass es hr. robin proper-sheppard einfach stören musste? eben praktisch nie, weil pop- und rockkonzerte meistens dann doch bloss routiniert heruntergespielt werden.
aus meiner sicht ging die unterbrechung völlig o.k., denn die aufmerksamkeit und die bereitschaft des publikums zuzuhören waren - das kann man gleich vorweg sagen - an diesem abend durchgehend recht gering (bleibt festzustellen, dass das konzert ab diesem zeitpunkt praktisch gelaufen war und unweigerlich seinen "unruhigen" lauf nahm).
allerdings dauerte es nicht lange, bis ich ganz andere meinungen zu hören bekam: z.b. die, dass es bei einem pop-rock-konzert keinen oberlehrer braucht, der die kids und sein publikum ermahnt. so etwas gehöre ins kabarett, dort verunsichert man auch die leute, um am schluss zu sagen, dass eh alles ganz anders und recht nett gewesen sei. ausserdem seien die songs und das auftreten der band von vornherein nicht dazu angetan, sich in die herzen des p.t. publikums zu schleichen.
tatsächlich wurde die stimmung während des konzerts immer angespannter. die kids wollten nach wie vor nicht ruhig bleiben (nur auf die kids hinhacken gilt natürlich auch nicht) und proper-sheppard legte sich mehr und mehr mit seinem publikum an. ob das nun berechnende attitüde, verunsicherung oder tatsächlicher griesgram und ärger war, blieb bis zuletzt einigermassen unklar. ich denke schon, dass proper-sheppard ein wenig kokett mit seinem publikum spielt, ihm den bösen mann mimt. und so gesehen trifft die kabarettisten-keule ins schwarze. dass man es sich dabei mit teilen seines publikums "vertut" ist klar und bleibt sozusagen kalkül.
noch ein wort zu den "störenfrieden": mir scheint, dass viele leute probleme haben, jemanden wie z.b. einen eben auftretenden sänger den nötigen respekt entgegen zu bringen, z.b jemandem, der eben möchte, dass man ihm zuhört. für mich unverständlich, dass viele der tratscher während des ganzen konzerts weiter tratschten, trotzdem aber so getan haben, als wären sie voll dabei, so quasi: stört mich eigentlich eh gar nicht, die band! eigentlich ist es ja sogar recht nett und wenn's laut wird, find ich es sogar geil!
unverständlich für mich ausserdem, dass ich auf ein konzert gehe, um mich dann vor der bühne mit meinen kolleginnen zu unterhalten. das allein als desinteresse zu deuten wäre aber auch wieder falsch (saufen dürfte dabei eine nicht unwesentliche rolle spielen). bleibt die sache mit dem respekt und der tatsache, dass hin- und zuhören scheinbar nicht gerade angesagt sind, hier vor allem bei den kids, die sich ja auch nicht vorstellen können und wollen, welche arbeit dahinter steckt, um so weit zu kommen, auf einer bühne zu stehen und die eigene musik zu präsentieren, schliesslich funktioniert doch heute alles auf knopdruck, steuerung-alt und rein ins universum der unbegrenzten (schein)möglichkeiten. dort muss sich man auch nicht unterhalten, das darf man dafür später beim konzert nachholen.
ich möchte hier nur den versuch unternehmen, die stimmung einzufangen, die bei diesem konzert geherrscht hat und gründe finden, warum sie nicht gut war. man könnte ausserdem annehmen, dass es an anderen orten genauso zugeht, wie bei diesem konzert im schlachthof. wird schon auch so sein, allerdings bestätigten mehrere leute aus dem sophia-umfeld, dass das auf der tour, die schon fast 20 tage gelaufen ist, noch nie derartig massiv vorgekommen ist, und dass dieses konzert schon ziemlich "weired" gewesen sei, und jedenfalls nicht die wahre qualität von sophia aufgezeigt hat.
und das glaube ich gern!
Wolfgang Wasserbauer (Alter Schl8hof, 1/3/2004)