Sophia - Feb. 29 ’04: Szene, Vienna (AUT), with Jansen

Review 1
A Leap Day with "Melancholy and the Infinite Gladness"
I'd like to share some of my memories of Sophia's concert on February the 29th at the Szene Wien.

First of all: I am so grateful for this magical evening. I guess most of the people who have been there had the feeling of being part of something extraordinarily unique and precious...

Being relatively new to Sophia, I don't have much of a comparison, but Robin seemed to be in quite a good mood (for example making jokes about his professionalism during "fixing" his guitar) and did a lot of talking on stage. During the course of the evening, he showed a great sense of humor and also reacted to the people in the audience shouting out. Actually, he started off by introducing a short summary of his musical history to us. As he said he does that every time Sophia play in a town for the first time. I found it really touching to hear his request to the audience NOT to ask Sophia to play any god machine songs. He explained that the moment,Jimmy had passed away, Robin decided the time of god machine was over for him and not to play their songs ever again. Sophia then started their set with "so slow", the first song Robin had written after these events. Unfortunately, somebody ignored his wish and shouted out the name of a god machine song during the first encore set nonetheless... :-(

All in all, the Viennese audience has been quite friendly and enthusiastic and Robin said afterwards that this has probably been the best show for them so far on this tour. :-)

Later that evening Robin said something about enjoying to play older songs, especially from the "Fixed Water" record, now that Sophia have the chance to play them in front of larger crowds due to being more
popular. Robin also mentioned that the girl of the "Oh my love" video - which was shot in Vienna as far as I know - was in the audience and that she was pissed because no one recognized her. The people around her then raised their hands and she got an extra applause... I think for the song "Fool", David (who sells Sophia records at the concert venues) joined in to play keyboards. Appreciating David's
support, Robin encouraged us to refer to him as a parttime merchandiser and fulltime keyboardplayer or something like that (instead of the other way round).

Personnally, I enjoyed the perfect mixture of wonderfully mellow songs - when nobody in the hall dared to make a noise - and songs of growing intensity that REALLY rocked. Compliments to all band members for being such passionate professionalists! *g*
To me, Robin is one of the few artists willing and brave enough to open themselves as a person so much that they are 100 percent honest, genuine and credible.

On request of the audience, Robin spontaneously decided to play "death of a salesman" as an encore. He told that the song is about the time when he used to work as a salesman at London's Camden market (back then when it still used to be cool, as I think he put it). Later, at the meet and greet, Robin would say that this was the first time he played that song on this tour. I might be wrong, but I had the impression that Robin was having troubles remembering the right words of the second verse of "Last
night..."

After the concert Robin showed an inexhaustible amout of patience by giving autographs and answering questions and finding nice words for EVERY SINGLE PERSON who came up to him after the show. He seems to be a really genuinely NICE person.

Even though it might sound trivial, here is what i feel about this band: I am touched by - and eternally grateful for - Sophia's music. So thanks, thanks, thanks. :o)
Eva Knobloch

Setlist
so slow
if only
are you happy now
fool
desert song no 2
every day
oh my love
woman
ship in the sand
i left you
the sea
------------------
swept back
the river song
if a change is gonna come
------------------
death of a salesman
last night i had a dream


Review 2
Ich war ja wirklich furchtbar schlecht gelaunt.
Meine Gastherme war im Arsch. Frische 11° in meiner Wohnung.
Dann noch ein spaßiges Wortgefecht mit meiner Mitbewohnerin, weil ich die Festnetznummer unserer Vermieterin nicht kenne. Außerdem bin ich ja prinzipiell an allem schuld. Ita est.

Und dann rettet mir ein Lampen - Schirm meinen Abend. -Und eine eigenartige Vorband namens Jansen, von der ich in meinem Leben noch nichts gehört habe. Eigentlich wars auch nur die Häflte/ein Viertel/ein Sechstel/... der Band: Markus Maria Jansen an der Gitarre und singend und der Bassist, dessen Namen ich leider leider nicht weiß (Philip Lethen? Der mit den schönen Fotos?). Der Rest kommt aus der Box. Macht aber nix. Wunderbare Musik. Mit leicht wirren Texten. Und mit einem wunderbaren, sich drehenden Sonnenschirm ohne Stoffüberzug, dafür aber mit vielen kleinen Lampen. (Ich wär übrigens sehr glücklich, könnte mir jemand so was basteln. Ich bin schlecht in solchen Dingen. Vor allem stell ich mir folgende Frage: Wie schaffe ich es, dass das Kabel, dass die Lichterkette mit dem nötigen Strom beliefert, sich nicht durch den Drehvorgang des Schirms einrollt wird und sich damit selbst zerstört? Irgendwer eine Ahnung? Hm? Für Lösungsvorschläge wäre ich sehr dankbar.) Leider können ich und mein Begleiter, nennen wir ihn Philip, nie pünktlich zu einem Konzert kommen. Da sind höhere Mächte im Spiel. Irgendwas ist immer. Aus diesem Grund hören wir auch nur einige wenige Lieder der wunderfunkelbaren Band Jansen, bevor die zwei Herren ihren Schirm auf Höchstgeschwindigkeit schalten und von der Bühne gehen. Ich kauf mir eine CD, ich habs ja. (HA!)

Und dann: Sophia. Die kleine Konzerthalle ist mittlerweile gedroschen voll, die geschätzten 27° stellen einen angenehmen Kontrast zu den Temperaturen in meiner Wohnung dar. Auch Herr Robin Proper-Sheppard gibt sich überrascht darüber, dass so viele Leute auf so wenig Raum Platz haben. Dann die Fragen: Wer von euch kennt Sophia? Ein paar Hände werden in die Höhe gestreckt. Und wer von euch kennt The God Machine? Lautes Gegröhle aus den hinteren Reihen. Proper-Sheppard erklärt, dass er kein Lied von seiner 1994 aufgelösten Band spielen werde, und auch nicht will, dass ihn irgendjemand aus dem Publikum dazu auffordert. The God Machine existiere seit dem Tod seines Freundes und Bassisten der Band, Jimmy Fernandez, nicht mehr. Bevor die Band So Slow spielt, meint Proper-Sheppard noch, dass dies das beste Lied ist, um die Menschen, die Sophia nicht kennen, an die Band heranzuführen. Ich glaub, So slow ist wohl das traurigste Lied das ich kenne. Fast genauso grau geht es auch weiter. Are You Happy Now kam als nächstes. Oder übernächstes. Sowas merk ich mir nie. Jedenfalls find ich es wunderbar.
Hinter mir stehen drei Typen, die die ganze Zeit davon reden, dass The God Machine ja viel mehr gerockt haben. Zu viel Schmalz, höre ich. Auf Oh My Love können sich die Typen hinter mir einigen: Ja, das geht noch. Das rockt wenigstens ein bißchen. Ach Gottchen.
Ich finde es einfach nur fantastisch. Und Herr Proper-Sheppard ist außerordentlich sympathisch. - Und lustig, was man ja, hört man sich die Sophia-Alben so an, gar nicht glauben will. Er scherzt mit dem Publikum (Beispiel: Frei übersetzt natürlich: Hin und wieder muss ich jemanden aus dem Publikum beschimfen, sonst glauben wieder alle, dass es mir zu gut geht.) erzählt von den Liedern die er spielt. Wovon sie handeln. Ein ruhiges Konzert, viele Lieder vom neuen Album, People Are Like Seasons. Ich kann auf meine Ohrenstöpsel verzichten (Anmerkung: bin deshalb auf Konzeten immer etwas paranoid).
Und alles geht viel zu schnell zu Ende.
Das Publikum verlangt nach einer Zugabe, sogar die drei harten Typen hinter mir schaffen es zu klatschen. Die Band erscheint, spielt zwei härtere Lieder, die drei hinter mir wedeln freudig mit ihrem Haupthaar. Die zweite Zugabe fällt sehr ruhig aus: auf der Bühne befindet sich nur Herr Proper-Sheppard mit seiner Gitarre. Death of a Salesman ist das letzte Lied (Oder das vorletzte, wer weiß das schon so genau).
Dann ist das Konzert leider auch schon vorbei. Und Robin Proper-Sheppard stellt sich auch noch brav in den engen Merchandising Stand. Scheint sehr nett zu sein, der Mann.
diza (diza.twoday.net)


Review 3
AN EVENING FULL OF TRAGIC LOVESONGS
Sophia zelebrierten bei ihrem Wien-Auftritt mit schwermütigem Liedgut die Kunst des stilvollen Leidens. Ein zum Niederknien schöner Abend.

The God Machine lebten nur zwei Alben lang. Viel zu kurz. Tragischer Grund für das Ende des kultisch verehrten Trios aus San Diego war der Tod von Bassist Jimmy Fernandez. Er starb bei den Aufnahmen zu "One last laugh in a place of dying" völlig überraschend an einem Gehirntumor. Erst Jahre später kehrte Sänger und Gitarrist Robin Proper-Sheppard mit seinem Soloprojekt Sophia zurück.

The God Machine gehören für Proper-Sheppard der Vergangenheit an. Die Alben der Band sind nur mehr als Second-Hand-Ware zu Liebhaberpreisen zu erstehen. Eine Neuauflage des Back-Katalogs von The God Machine ist (vorerst) nicht geplant. Bei Live-Konzerten von Sophia verweigert Proper-Sheppard die Stücke seiner ersten Band. Meistens sogar, indem er noch vor dem ersten Song darauf hinweist, dass es keinen Sinn macht, nach den alten Nummern zu brüllen.

„Death comes so slow when you're waiting to be taken.
Death comes so slow when it's all you want. And it takes the ones that don't…”

Doch Robin Proper-Sheppard hat gelernt nicht nur neugewonnene Sophia-Hörer sondern auch alteingesessene Fans zufriedenzustellen. Denn kaum, dass er dem angetretenen Publikum seine Einstellung zu The God Machine-Songs klarmachte, da eröffnete er den Abend in der ausverkauften Szene Wien mit einem Tribut an Jimmy Fernandez. "So slow" sollte an diesem Abend nicht die einzige Nummer aus "Fixed water", dem ersten Sophia-Output, bleiben. Ein Album, das der Aufarbeitung des Ablebens eines Freundes gleichkam.

Oase der Selbstdesillusionierung

Schon bei diesem ersten Song wurde einem klar, dass dies ein besonderer Abend werden sollte. Proper-Sheppard schaffte es mit einer durchwegs ruhigen Performance, dass sein Publikum jede von ihm gesungene Textzeile aufzusaugen schien. Die keinesfalls raren Momente äußerster Stille waren eigentlich wie geschaffen für potentielle Unruhestifter. Keiner der Anwesenden wagte in jenen Augenblicken allerdings auch nur einen Räusper. So etwas lässt sich dann zweifelsohne als groß bezeichnen. Selbst der Hauptakteur dieses Abends zeigte sich ob dieser Würdigung sichtlich gerührt. Und mag Proper-Sheppard auf Fotos noch so ernst dreinschauen, auf der Bühne kam ihm aufgrund der hervorragenden Stimmung an diesem Abend sogar des Öfteren ein Lächeln aus.

Gut 90 Minuten begeisterten Sophia mit ihren einfach gehaltene Trauerhymnen der verhaltenen Sorte. Bezeichnend dafür, dass Proper-Sheppard während der gesamten Performance ausschließlich auf seiner Akustik-Gitarre spielte. Nur sporadisch gönnte sich die Band einen Ausflug in Richtung Gitarren-Noise. Dann allerdings mit umso mehr Gewicht und Bedeutung. So richtig abgerockt wurde überhaupt erst zum Abschluss des eigentlichen Sets.

Als besonderen Leckerbissen ließ sich Proper-Sheppard noch zu einem zweiten Zugabenblock hinreißen, wo er im Alleingang die zwei alten Akustiknummern "Death of a salesman" und "Last night I had a dream" zum besten gab. Beides Live-Raritäten. Was bleibt ist die Hoffnung auf einen FM4-Mitschnitt. Und ich mache mich nun im Internet auf die Suche nach den alten The God Machine-Platten.
Wasix, nonstop.twoday.net


Review 4
Die hoffnungsfrohen Pessimisten "Sophia" begeisterten in der Szene Wien
... Trauer macht Arbeit
Das bisherige Schaffen von Robin Proper-Sheppard, der hier in der ausverkauften Szene Wien vor begeisterten und offensichtlich altersbedingt für Schwermut noch oder schon wieder empfänglichen Twens seine Laute schlägt, war nicht gerade von folgender Annahme geprägt: Wer alt werden will, muss sich in Zweckoptimismus üben. Das macht in der Früh das Aufstehen leichter. Wird schon werden. Heute war eher selbstmordgefährdet. Morgen aber wird schön!

Seit Mitte der 90er-Jahre praktiziert der Mann aus Kalifornien vielmehr die hohe und zart weinerliche Kunst der Selbstdesillusionierung: "Death comes so slow, when you're waiting . . ."

Das führte in der vom tragischen Tod eines Bandmitglieds überschatteten Nachfolge seiner heute kultisch verehrten Band The God Machine, die man sich als die Depro-Könige The Cure auf hart vorstellen muss, zu bedrückenden Arbeiten seines jetzigen Projekts Sophia. Fixed Water und The Infinite Circle belegen, dass die Steigerung von düster zappenduster ist.

Mit einer ebenfalls ganz in Dienstschwarz gekleideten und streng apathisch dreinschauenden Begleitband untermauerte unser Fürst der Finsternis in Cinemascope-Moll erstens die Vermutung, dass Trauer vor allem Arbeit ist. Zweitens wurde während der launigen Zwischenansagen deutlich, dass hier jemand möglicherweise in der Tradition finsterer tragödischer Lachphilosophen wie Leonard Cohen oder Nick Cave steht.

Um dem Grauen zu entkommen, muss man sich ganz darin versenken. Jean Genet goes Akustikgitarre. Liebeslieder klingen hier so: "You said, you're attracted to the darkness. Well, baby, that's okay by me. I'll just be another shadow in your black."

Zu den auf einer normalen elektrischen Gitarre nachgestellten, souverän im Halbtakt verschleppten Akkorden, die so klangen, als würden sie von einem Hawaii im immer währenden Nieselregen her wehen, zu verhallten Pianoklängen und einem bedächtig rollenden Rhythmusfundament von Stolperschlagzeug und Unmutsbass präsentierte Proper-Sheppard, den man vor dem Auftritt im Foyer lachen (!!!) sah, sein bisher gelungenstes Album, People Are Like Seasons.

Er dampfte die atmosphärisch hochgradig mit Gitarren-Noise-Wänden und Streicherklängen aufgeladenen Stücke im Zeichen von einfach gehaltenen Trauergesängen in der Tradition einer gestrampften Akustikgitarre mit Beschwerdesänger dahinter zwar hörbar auf etwas gleichförmigen Folkrock ein. Den kennt man so auch von den ungleich abgeklärteren australischen Melancholikern The Go-Betweens. Vor allem aber die Neudeutung des Desert Song No. 2, in dem sich Proper-Sheppard zum Bekenntnis durchringt, dass die Erde doch kein ganz schlechter Ort sei, rief Gänsehaut hervor.

"And, God, I just wanna rest a while and tomorrow, I promise, I'll start with a smile", heißt es am Ende in Another Trauma. Sophia, lateinisch für Weisheit. Proper-Sheppard weiß, dass ein Trauma zwar einmal enden mag. Etwas Schlechteres aber kommt sicher nach. So gut schlecht ist es uns selten gegangen.
Christian Schachinger, Der Standard, 1/03/2004




Pic by Eva Knobloch

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