Sophia - Mar. 28 ’04: Den Atelier, Luxembourg (L), with Girls In Hawaii

Review 1
Fünf Jahre nach ihrem ersten Gastauftritt in der Hollericher Straße kehrt Robin Proper-Sheppard mit seinem Projekt Sophia an alte Wirkungsstätte zurück. Der Hype welcher in Luxemburg mit dem Album „The Infinite Circle“ damals begann scheint nicht zu Ende, im Gegenteil. Hatten sich damals knapp die Hälfte melancholischer Seelen im Atelier gefunden, so quellte der Saal diesmal über, Fazit: ausverkauft. Da stellt sich die Frage wo diese Band ihre Popularität hernimmt, die üblichen extravaganten Medienauftritte internationaler Rockgrössen sind es jedenfalls nicht. Umsomehr schmeichelt es einen daß das Interesse an diesem Abend derart groß war.

Zuerst sollten die Belgier von Girls in Hawaii das Publikum auf Temperatur bringen, was ihnen überraschender Weise recht gut gelang. Dennoch konnten mich die melodie-armen teilweise chaotischen Songs nicht so Recht überzeugen und erst gegen Ende liess ich mich zu rythmischen Kopfnicken motivieren. Doch die recht zahlreichen Zugaberufe konnten die Jungs nicht befriedigen, schliesslich sollten Sophia jetzt ran.

Nach gut vierzig Minuten Pause war es dann endlich soweit. Melodien ohne Ende sollten einen durch diesen Abend begleiten, doch wurde das Dahinschwärmen durch die zahlreichen Gespräche respektloser Möchtegerns stark gestört. Gegen Ende wurde es Robin Propper-Sheppard dann auch zu bunt und er konnte sich einige Bemerkungen nicht verkneifen. Sophia sind leise und umso schwieriger ist es sich während 90 Minuten zu konzentrieren und bei der Musik zu bleiben, auch wenn die Lautstärke meines Erachtens viel zu laut war und so die Musik viel an Melancholie eingebüsst hat. Trotzdem, Sophia waren gut und es wird wieder viel über sie geredet werden. Abwechselnd spielten sie Songs ihrer drei Alben, rezente Hits wie „Oh My Love“und „I Left You“ überzeugten ebenso wie die Klassiker „If only“, „I’d rather“ und „Woman“. Zum Schluss wurde es dann mal mit "The River Song" ungewohnt laut, minutenlange Gitarrenriffs liessen die Zuschauer zum mitrocken verleiten.

Es war dies ein Abend welcher so manchen Neuling überzeugt haben dürfte den lokalen CD-Laden zu stürmen und sich die Melodien ins heimische Wohnzimmer zu holen. Da stellt sich doch die Frage ob das Atelier für das nächste Konzert in fünf Jahren ausbauen muß.
Gilles Stoffel (www.fanhead.lu)


Review 2
In der Traurigkeit liegt die Weisheit
« Mit diesen Stücken begann meine Reise in die Traurigkeit ! », lauteten die ersten Worte von Robin Proper-Sheppard, als dieser mit seiner gesamten Band die Bühne betrat und sich auschließlich seiner Gitarre widmete, um eines der wohl beeindruckensten Konzerten zu spielen, die jemals in Luxemburg stattgefunden haben. Gemeint waren die Stücke « So Slow » und « If Only » von Sophias Debüt-Album « Fixed Water ». Es handelt sich hierbei um die ersten Songs, die dieser Künstler, nach dem Tod eines Bandmitglieds seiner früheren Band « The God Machine », geschrieben hatte und somit stand gleich am Anfang fest, dass die angekündigte Reise in die Traurigkeit bereits begonnen hatte. Jedoch war es noch immer die Stärke von Sophia, Emotionen dieser Art zu vertonen, ohne dass dem Zuhörer droht, in vollkommene Depressionen zu versinken.

Hinter dem gesamten Sophia Kollektiv, das vor einigen Monaten ihr neues Album « People Are Like Seasons » veröffentlicht hatte, steht wohl eines der Erfolg versprechendsten Labels der Underground-Musikbranche : « City Slang ». Die Veröffentlichung einer neuen Scheibe war für diese Musikformation wohl eine willkommene Gelegenheit, durch einige europäische Städte zu touren, um allen Zuhörer ihre Musik etwas näher zu bringen. Der Konzertsall schien auf jeden Fall bis auf den letzten Platz ausverkauft zu sein. Diese hohe Besucherzahl beeindruckte die gesamte Band, die bereits vor einigen Jahren am gleichen Ort, auf derselben Bühne stand, und wo weitmehr weniger Zuhörer anwesend waren.

Sophia gab jedem die Gelegenheit, der Realität ein Stück zu entfliehen. Obwohl die gesamten Textzeilen einen enormen Weltschmerz ausdrücken, gelingt es Sophia, durch die wundervolle und sanfte Musik, jeden Zuhörer in eine völlig anderer Welt des Empfindens zu entführen. Nicht nur das Publikum schien von den Klangwelten getragen zu sein – selbst die Band, von der jeder weiß, dass sie ihre Musik sehr ernstnimmt, wär äußerst in ihre Musik vertieft. Dies drückte sich vorallem bei dem Song « Desert Song Nr.2 » aus : Fließen die ersten Minuten des Stücks in Begleitung von Akkustikgitarre und sanften Klängen des Klaviers noch recht aufregungslos vor sich her, so bricht bald unvermittelt ein Unwetter auf den Zuhörer herein. « Just let yourself go », intoniert der Sänger mehrmals, bevor ein gewaltiges Gitarrengewitter ausbricht und der gesamte Song eine völlig andere Gestalt annimmt. Mit großer Hingabe taucht Robin Proper-Sheppard in seine Musik ab und so verlangt er auch von seinen Zuhörer, dass sie seiner Musik etwas Aufmerksamkeit schenken. So war es verständlich, dass er einige tratschende Leute vor den Lautsprechern freundlich darum bat, nur für einige Minuten still zu sein und andere Menschen und vorallem ihn selbst nicht zu stören.

Das gesamte Konzert zeichnete sich zum größten Teil durch eine minimalistisch arrangierte Trostlosigkeit aus, die soviel auszudrücken versuchte und nun wirklich jeden Anwesenden in einer gewissen Art und Weise zu berühren wußten. Das Stück « I left you » schien in jedem das Gefühl des « Einsamseins » zu erwecken und brachte so manchen Melancholiker für einige Minuten zum Nachdenken. Die Liveauftritte von Sophia, die sicherlich von einer höheren Qualität überzeugen als ihre Alben, stellen immer etwas Besonnderes dar – stets wird der Zuhörer durch unerwartende Songpassagen überrascht ; einige Stücke werden sogar für Konzertauftritte vollständig umgeschrieben oder werden, im Augenblick selbst, an die vorherrschende Atmosphäre angepasst, mit dem Ziel jeden Zuhörer mit ihrer Musik zu hypnotisieren. Das große Finale bot das Stück « Darkness (another shade on your black ) », wobei die Verzerrungen der Gitarren, ähnlich wie bei einem Song zuvor, ins Unermessliche emporgestogen sind und so schloß Sophia dieses Konzert mit genialen Post-Rock Klängen und mit den Textzeilen « Life’s a bitch and then you die, don’t waste your time and wonder why » ab.

Die Vorband des Abends war die belgische Musikformation « Girls in Hawaii ». Niemand wußte so recht was einen erwarten würde. Einige tippten auf « Surf Rock’n roll », andere auf Punkrock und andere wiederum auf ein akkustisches Projekt. Das Produkt läßt sich, ohne irgendwelche komplexe Bezeichnungen anwenden zu wollen, als « alternative rock » definieren und die Musik, die diese Band zu spielen pflegt ist auf jeden Fall mehr als überzeugend. Jeder Zuhörer konnte einige musikalische Ähnlichkeiten und Überschneidungen mit Bands wie Nada Surf und Coldplay heraushören und somit war « Girls in Hawaii » eine wirklich gelungene Wahl als « support act » dieses großartigen Konzerts am vergangenen Sonntag im städtischen « Atelier ».
Emile, www.schalltot.lu


Set list

So Slow
Are You Happy Now
If Only
Fool
Swept Back
Desert Song n°2
Everyday
Oh My Love
Within Without
Woman
The Sea
Ship In The Sand
I Left You
The River Song
If A Change Is Gonna Come