Review 1
Fünf Jahre nach ihrem ersten Gastauftritt in der Hollericher
Straße kehrt Robin Proper-Sheppard mit seinem Projekt Sophia
an alte Wirkungsstätte zurück. Der Hype welcher in Luxemburg
mit dem Album The Infinite Circle damals begann scheint
nicht zu Ende, im Gegenteil. Hatten sich damals knapp die Hälfte
melancholischer Seelen im Atelier gefunden, so quellte der Saal diesmal
über, Fazit: ausverkauft. Da stellt sich die Frage wo diese Band
ihre Popularität hernimmt, die üblichen extravaganten Medienauftritte
internationaler Rockgrössen sind es jedenfalls nicht. Umsomehr
schmeichelt es einen daß das Interesse an diesem Abend derart
groß war.
Zuerst sollten die Belgier von Girls in Hawaii das Publikum auf Temperatur
bringen, was ihnen überraschender Weise recht gut gelang. Dennoch
konnten mich die melodie-armen teilweise chaotischen Songs nicht so
Recht überzeugen und erst gegen Ende liess ich mich zu rythmischen
Kopfnicken motivieren. Doch die recht zahlreichen Zugaberufe konnten
die Jungs nicht befriedigen, schliesslich sollten Sophia jetzt ran.
Nach gut vierzig Minuten Pause war es dann endlich soweit. Melodien
ohne Ende sollten einen durch diesen Abend begleiten, doch wurde das
Dahinschwärmen durch die zahlreichen Gespräche respektloser
Möchtegerns stark gestört. Gegen Ende wurde es Robin Propper-Sheppard
dann auch zu bunt und er konnte sich einige Bemerkungen nicht verkneifen.
Sophia sind leise und umso schwieriger ist es sich während 90
Minuten zu konzentrieren und bei der Musik zu bleiben, auch wenn die
Lautstärke meines Erachtens viel zu laut war und so die Musik
viel an Melancholie eingebüsst hat. Trotzdem, Sophia waren gut
und es wird wieder viel über sie geredet werden. Abwechselnd
spielten sie Songs ihrer drei Alben, rezente Hits wie Oh My
Loveund I Left You überzeugten ebenso wie die
Klassiker If only, Id rather und Woman.
Zum Schluss wurde es dann mal mit "The River Song" ungewohnt
laut, minutenlange Gitarrenriffs liessen die Zuschauer zum mitrocken
verleiten.
Es war dies ein Abend welcher so manchen Neuling überzeugt haben
dürfte den lokalen CD-Laden zu stürmen und sich die Melodien
ins heimische Wohnzimmer zu holen. Da stellt sich doch die Frage ob
das Atelier für das nächste Konzert in fünf Jahren
ausbauen muß.
Gilles Stoffel (www.fanhead.lu)
Review 2
In der Traurigkeit liegt die Weisheit
« Mit diesen Stücken begann meine Reise in die Traurigkeit
! », lauteten die ersten Worte von Robin Proper-Sheppard, als
dieser mit seiner gesamten Band die Bühne betrat und sich auschließlich
seiner Gitarre widmete, um eines der wohl beeindruckensten Konzerten
zu spielen, die jemals in Luxemburg stattgefunden haben. Gemeint waren
die Stücke « So Slow » und « If Only »
von Sophias Debüt-Album « Fixed Water ». Es handelt
sich hierbei um die ersten Songs, die dieser Künstler, nach dem
Tod eines Bandmitglieds seiner früheren Band « The God
Machine », geschrieben hatte und somit stand gleich am Anfang
fest, dass die angekündigte Reise in die Traurigkeit bereits
begonnen hatte. Jedoch war es noch immer die Stärke von Sophia,
Emotionen dieser Art zu vertonen, ohne dass dem Zuhörer droht,
in vollkommene Depressionen zu versinken.
Hinter dem gesamten Sophia Kollektiv, das vor einigen Monaten ihr
neues Album « People Are Like Seasons » veröffentlicht
hatte, steht wohl eines der Erfolg versprechendsten Labels der Underground-Musikbranche
: « City Slang ». Die Veröffentlichung einer neuen
Scheibe war für diese Musikformation wohl eine willkommene Gelegenheit,
durch einige europäische Städte zu touren, um allen Zuhörer
ihre Musik etwas näher zu bringen. Der Konzertsall schien auf
jeden Fall bis auf den letzten Platz ausverkauft zu sein. Diese hohe
Besucherzahl beeindruckte die gesamte Band, die bereits vor einigen
Jahren am gleichen Ort, auf derselben Bühne stand, und wo weitmehr
weniger Zuhörer anwesend waren.
Sophia gab jedem die Gelegenheit, der Realität ein Stück
zu entfliehen. Obwohl die gesamten Textzeilen einen enormen Weltschmerz
ausdrücken, gelingt es Sophia, durch die wundervolle und sanfte
Musik, jeden Zuhörer in eine völlig anderer Welt des Empfindens
zu entführen. Nicht nur das Publikum schien von den Klangwelten
getragen zu sein selbst die Band, von der jeder weiß,
dass sie ihre Musik sehr ernstnimmt, wär äußerst in
ihre Musik vertieft. Dies drückte sich vorallem bei dem Song
« Desert Song Nr.2 » aus : Fließen die ersten Minuten
des Stücks in Begleitung von Akkustikgitarre und sanften Klängen
des Klaviers noch recht aufregungslos vor sich her, so bricht bald
unvermittelt ein Unwetter auf den Zuhörer herein. « Just
let yourself go », intoniert der Sänger mehrmals, bevor
ein gewaltiges Gitarrengewitter ausbricht und der gesamte Song eine
völlig andere Gestalt annimmt. Mit großer Hingabe taucht
Robin Proper-Sheppard in seine Musik ab und so verlangt er auch von
seinen Zuhörer, dass sie seiner Musik etwas Aufmerksamkeit schenken.
So war es verständlich, dass er einige tratschende Leute vor
den Lautsprechern freundlich darum bat, nur für einige Minuten
still zu sein und andere Menschen und vorallem ihn selbst nicht zu
stören.
Das gesamte Konzert zeichnete sich zum größten Teil durch
eine minimalistisch arrangierte Trostlosigkeit aus, die soviel auszudrücken
versuchte und nun wirklich jeden Anwesenden in einer gewissen Art
und Weise zu berühren wußten. Das Stück « I
left you » schien in jedem das Gefühl des « Einsamseins
» zu erwecken und brachte so manchen Melancholiker für
einige Minuten zum Nachdenken. Die Liveauftritte von Sophia, die sicherlich
von einer höheren Qualität überzeugen als ihre Alben,
stellen immer etwas Besonnderes dar stets wird der Zuhörer
durch unerwartende Songpassagen überrascht ; einige Stücke
werden sogar für Konzertauftritte vollständig umgeschrieben
oder werden, im Augenblick selbst, an die vorherrschende Atmosphäre
angepasst, mit dem Ziel jeden Zuhörer mit ihrer Musik zu hypnotisieren.
Das große Finale bot das Stück « Darkness (another
shade on your black ) », wobei die Verzerrungen der Gitarren,
ähnlich wie bei einem Song zuvor, ins Unermessliche emporgestogen
sind und so schloß Sophia dieses Konzert mit genialen Post-Rock
Klängen und mit den Textzeilen « Lifes a bitch and
then you die, dont waste your time and wonder why » ab.
Die Vorband des Abends war die belgische Musikformation « Girls
in Hawaii ». Niemand wußte so recht was einen erwarten
würde. Einige tippten auf « Surf Rockn roll »,
andere auf Punkrock und andere wiederum auf ein akkustisches Projekt.
Das Produkt läßt sich, ohne irgendwelche komplexe Bezeichnungen
anwenden zu wollen, als « alternative rock » definieren
und die Musik, die diese Band zu spielen pflegt ist auf jeden Fall
mehr als überzeugend. Jeder Zuhörer konnte einige musikalische
Ähnlichkeiten und Überschneidungen mit Bands wie Nada Surf
und Coldplay heraushören und somit war « Girls in Hawaii
» eine wirklich gelungene Wahl als « support act »
dieses großartigen Konzerts am vergangenen Sonntag im städtischen
« Atelier ».
Emile, www.schalltot.lu
Set list
So Slow
Are You Happy Now
If Only
Fool
Swept Back
Desert Song n°2
Everyday
Oh My Love
Within Without
Woman
The Sea
Ship In The Sand
I Left You
The River Song
If A Change Is Gonna Come
|