Umsonst &
Draußen
Sophia alias Robin Proper-Sheppard auf dem tradiotionellen Kultursommer
Open Air auf dem Oldenburger Schloßplatz? Sonst spielen ja eher
lokale Helden oder achtziger-Jahre Ikonen auf dem For-Free-Festival
letztes Jahr etwa die Fehlfarben.
Aufgrund der Tatsache, dass wohl nur wenige der üblichen Besucher
der Veranstaltung (Familien und Menschen in den End-Dreißigern
und Vierzigern) je von Sophia gehört hatten und weil das Wetter
maßgeblich für diesen Sommer war (Regen, Regen, Regen),
war der Schloßplatz eher leer als halbvoll.
Die restlichen Besucher setzten sich auf den Leuten, die Sophia kennen
und lieben und Menschen zusammen, die sich vor den Bierbuden um des
Biertrinkens willen kurz vor dem Finale der Europameisterschaft eingefunden
hatten.
Viel hatte man von den Sophia-Konzerten vor einigen Monaten gehört.
Langweilig soll es gewesen sein; ohne Elan und Robin Proper-Sheppard
sei sowieso ein arrogantes Arschloch (wie Olli Schulz das bei seinem
Konzert im Bremer Lagerhaus behauptet hat).
Heute konnte davon jedenfalls keine Rede sein: das Konzert fing zwar
später an (pünktlich als wir gekommen sind ;) ), aber es
war schließlich viel besser, als ich erwartet hatte. Die wunderschönen
Sophia-Songs entfalten Live eine ebensolche Intensität, wie sie
auf Platte vermögen.
Gespielt wurden hauptsächlich Songs vom grandiosen aktuellen
Album People Are Like Seasons. Holidays Are Nice bekam
im immer stärker werdenden Regen schon eine leicht zynische Note
und man merkte sowieso, wie gut der allen Unkenrufen zum Trotz echt
symphatisch wirkende Frontmann das schlechte Wetter fand. Zwischenkommentare
hätte ich vorher eigentlich auch nicht so Recht erwartet und
nach all den Live-Berichten, die ich gelesen hatte, habe ich mich
bei der wunderschönen Single Oh My Love auf einen Null-Bock-Vortrag
vorbereitet. Robin sang den Song, begleitet von einer völlig
in den Hintergrund tretenden Band, aber mit voller Inbrunst und Leidenschaft.
Es mag daran gelegen haben, dass das Publikum nicht wie auf seinen
Clubshows nur auf eben dieses Lied warten, sondern dass die meisten
Leute Sophia wohl noch nie gehört hatten und er so keine Erwartungen
erfüllen musste. Beim an Intensität kaum zu überbietenden
Desert Song No.2 vergaß man schließlich, wie beschissen
das Wetter war. Nein, umgekehrt wird ein Schuh draus: wäre es
die Sonne gewesen, die einen gekitzelt hätte und nicht der Regen,
der einen gepeitscht hat, die melancholischen und düsteren Songs
hätten einiges verloren.
Auch die Zeit verstrich im Fluge und weil man ja nicht das EM-Finale
verpassen wollte verließ man frühzeitig den Schlossplatz.
In den finsteren und irgendwie trotzdem hoffnungsvollen Liedern versunken
machte man sich auf den Weg zu den Kumpels. Fußball gucken und
ein Sophia-Konzert verhält sich übrigens wie schwarz zu
weiß...
Ulrich, purerock.de
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