Sophia - Jul. 4 '04: Kultursommer, Schlossplatz, Oldenburg (D)

Umsonst & Draußen
Sophia alias Robin Proper-Sheppard auf dem tradiotionellen Kultursommer Open Air auf dem Oldenburger Schloßplatz? Sonst spielen ja eher lokale Helden oder achtziger-Jahre Ikonen auf dem For-Free-Festival – letztes Jahr etwa die Fehlfarben.
Aufgrund der Tatsache, dass wohl nur wenige der üblichen Besucher der Veranstaltung (Familien und Menschen in den End-Dreißigern und Vierzigern) je von Sophia gehört hatten und weil das Wetter maßgeblich für diesen Sommer war (Regen, Regen, Regen), war der Schloßplatz eher leer als halbvoll.
Die restlichen Besucher setzten sich auf den Leuten, die Sophia kennen und lieben und Menschen zusammen, die sich vor den Bierbuden um des Biertrinkens willen kurz vor dem Finale der Europameisterschaft eingefunden hatten.
Viel hatte man von den Sophia-Konzerten vor einigen Monaten gehört. Langweilig soll es gewesen sein; ohne Elan und Robin Proper-Sheppard sei sowieso ein arrogantes Arschloch (wie Olli Schulz das bei seinem Konzert im Bremer Lagerhaus behauptet hat).
Heute konnte davon jedenfalls keine Rede sein: das Konzert fing zwar später an (pünktlich als wir gekommen sind ;) ), aber es war schließlich viel besser, als ich erwartet hatte. Die wunderschönen Sophia-Songs entfalten Live eine ebensolche Intensität, wie sie auf Platte vermögen.
Gespielt wurden hauptsächlich Songs vom grandiosen aktuellen Album People Are Like Seasons. „Holidays Are Nice“ bekam im immer stärker werdenden Regen schon eine leicht zynische Note und man merkte sowieso, wie gut der allen Unkenrufen zum Trotz echt symphatisch wirkende Frontmann das schlechte Wetter fand. Zwischenkommentare hätte ich vorher eigentlich auch nicht so Recht erwartet und nach all den Live-Berichten, die ich gelesen hatte, habe ich mich bei der wunderschönen Single Oh My Love auf einen Null-Bock-Vortrag vorbereitet. Robin sang den Song, begleitet von einer völlig in den Hintergrund tretenden Band, aber mit voller Inbrunst und Leidenschaft. Es mag daran gelegen haben, dass das Publikum nicht wie auf seinen Clubshows nur auf eben dieses Lied warten, sondern dass die meisten Leute Sophia wohl noch nie gehört hatten und er so keine Erwartungen erfüllen musste. Beim an Intensität kaum zu überbietenden Desert Song No.2 vergaß man schließlich, wie beschissen das Wetter war. Nein, umgekehrt wird ein Schuh draus: wäre es die Sonne gewesen, die einen gekitzelt hätte und nicht der Regen, der einen gepeitscht hat, die melancholischen und düsteren Songs hätten einiges verloren.
Auch die Zeit verstrich im Fluge und weil man ja nicht das EM-Finale verpassen wollte verließ man frühzeitig den Schlossplatz. In den finsteren und irgendwie trotzdem hoffnungsvollen Liedern versunken machte man sich auf den Weg zu den Kumpels. Fußball gucken und ein Sophia-Konzert verhält sich übrigens wie schwarz zu weiß...
Ulrich, purerock.de

Pic by Knut Sievering, www.nuut-systems.de

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