Sophia - Jan. 19 '07: E-Werk, Erlangen (DE) |
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list I left you S wept back I f only Where are you now Pace Oh my love Everyday Woman P1/P2 Lost Bad man Ship in the sand The Sea ------------------ Birds So slow Desert song no. 2 The river song Review 1 Das Erlanger E-Werk ist angesichts des bevorstehenden Wochenendes und trotz des momentanen Konzertmarathons recht gut besucht (innerhalb von einer Woche spielen in der Region außerdem "Knarf Rellöm", "Die Goldenen Zitronen", "Blackmail" sowie "Dominique A") und das Durchschnittsalter des Publikums überschreitet locker die 30. Kein Wunder, wir haben es hier ja auch nicht mit dem "letzten" Auswurf der Rock-/Popstarerzeugungsmaschinerie unserer heutigen Zeit oder irgendwelchen "The"-Bands aus U.K. oder USA zu tun, sondern mit einer Band und deren Protagonisten - Robin Proper-Shepphard - deren Wurzeln in der melancholischen und harten Gitarrenmusik der 1990er Jahre zu finden sind ("The God Machine" - 1991 bis 1994). Dieser gibt uns heute mit seinem seit Mitte der 1990er in wechselnder Besetzung existierenden und im Vergleich zu "The God Machine" in etwas ruhigeren musikalischen Fahrwassern kreuzenden Nachfolgebandprojekt "Sophia" die Ehre - mal vom Album "The May Queens" des gleichnamigen Nebenprojekts abgesehen, mit dem er 2000 zusammen mit "Sophia"-Musikern ein in seiner bisherigen musikalischen Tradition stehendes Rockalbum mit Punk- und Noiseanklängen aufgenommen hat. Es stehen keineswegs nur die wirklich klasse Songs des 2006 erschienenen Sophia-Albums "Technology won't save us" auf dem Programm heute Abend. Nein, es geht erstmal sehr getragen und intensiv los mit den Songs "I left you" und "Swept back" vom Vorgängeralbum "People are like seasons" (2004), "If only" von "The Infinite Circle" (1998) sowie "Where are you now", dem ersten Song heute Abend vom aktuellen Album. Mit "Pace" vom aktuellen Oeuvre und "Oh my love" vom 2004er Album schalten die Mannen von "Sophia" dann einen Gang hoch - zumindest was das Tempo angeht. Die musikalische Umsetzung der Songs entspricht von Anfang an dem erwartet hohen musikalischen Niveau und das Bühnenverhalten von Sheppard ist der Musik angemessen intensiv. Das Publikum nimmt dies natürlich begeistert und dankbar auf, was der sonst eher zurückhaltend agierende Robin im Verlauf des Konzerts mit der Aussage quittiert, dass das Auditorium "…fuckin' brilliant..." sei und er dies auch in ähnlicher Form nach eigenem Bekunden bisher noch nicht auf der aktuellen Tour hat verlauten lassen. Danke und sei's drum…macht einfach weiter so! Ansonsten beschränkt sich die Kommunikation des Herren Sheppard lediglich auf die vereinzelte Ansage von Songtiteln und die mehrmals vorgebrachte Bitte an den Lichtmischer, doch bitte nur die rückwärtige Bühnenbeleuchtung einzusetzen, damit man so wenig wie möglich von den Gesichtern der Bandmitglieder erkennen kann. Schließlich sind wir ja wegen der Musik hier! Nach weiteren intensiv dargebrachten und überwiegend getragenen Songs von "The Infinite Circle" und "Technology won't save us" geht der Hauptteil des packenden Konzerts mit den drei Songs "Bad Man", "Ship in the Sand" und "The Sea" vom Livealbum "De Nachten" (2001) zu Ende. Aber wer nun darauf gewartet hat, dass "Sophia" Ihr Konzert auf dem bisher hohen und packenden Niveau im Zugabenteil zu Ende bringen würden, konnte sich vor allem bei den letzten beiden der vier eindrucksvoll vorgetragenen Zugaben angesichts der dargebotenen Härte, Brachialität und Leidenschaft von ihrer immer noch steigerungsfähigen Spielfreude überzeugen. Dies gilt vor allem für das abschließende, rockige "The River Song" von "The Infinite Circle" (1998) bzw. "De Nachten" (2001), dessen intensiver Vortrag und damit verbundener Bühnenauftritt der Band sich unmittelbar auf die Zuhörer überträgt. Die mit Blick auf den Schlagzeuger positionierte Band treibt und feuert sich gegenseitig - auch körperlich - minutenlang an, bis sich schließlich solch hohe, eindringliche, laute Gitarrenwände vor einem auftürmen, wie ich Sie hinsichtlich ihrer Intensität bisher nur einmal bei einem Clubkonzert der schottischen Mogwai erleben konnte. Dass danach einfach nichts mehr kommen kann bzw. darf, ist eigentlich so klar wie das Amen in der Kirche! Ach ja, die klasse Band um Sheppard - schließlich reden wir hier immer noch von "Sophia" und nicht vom Soloprojekt Herrn Sheppards - der außer bei den von ihm mittels E-Gitarre begleiteten mehr nach vorne gehenden Titeln abgesehen, die Akustik-Gitarre bedient. Die Band spielt sehr kompakt und frisch auf mit ihren zwei Gitarristen, einem Bassisten, einem Schlagzeuger und einem Keyboarder. Vor allem die so insgesamt drei Gitarren sowie das Keyboard verleihen den Songs eine differenzierte, klangliche Komplexität und Getragenheit sowie bei den schnelleren Stücken wie z.B. "Pace", "Oh my love" und vor allem "The River Song" den richtigen Druck. Sie werden außerdem durch die effektvoll spielende Rhythmusgruppe zusammengehalten bzw. bei Bedarf kräftig nach vorne getrieben. Bei letztgenanntem Song nimmt selbst der Keyboarder die E-Gitarre zur Hand und nicht nur die letztendlich gerissenen Saiten von Sheppards Gitarre sowie die fliegenden Holzspäne der Schlagzeugstöcke zeugen hier von der vorhandenen Intensität, Leidenschaft und vom gemeinsamen musikalischen Nenner, der die Band verbindet. Schade nur, dass nicht wie bei vielen noch anstehenden Konzerten der aktuellen Tour die eine Hälfte der mittlerweile leider aufgelösten "The Arab Strap" aus Schottland - Malcom Middleton - den Support bestritten hat. Aber von diesen Abenden sollen andere berichten - mich interessiert es schließlich auch. Aber selbst ohne die abschließende und durch minutenlangen Applaus unterstrichene Begeisterung im E-Werk, wäre uns klar gewesen, dass wir heute Abend die absolut richtige Entscheidung getroffen haben, hierher zu kommen: "Robin, where are you know?". (es), www.hinternet.de Review 2 Was für ein Abend. Die Erinnerung daran ist zwar bereits einen Tag später lückenhaft, aber auch das kann für einen guten Abend sprechen. Trotzdem ärgert man sich ein wenig, dass einem der Alkohol ein paar weiße Flecken beschert hat, wo gerade noch Begeisterung und diverse Eindrücke saßen. Sophia bespielen die Clubbühne des Erlanger E-Werks und es ist überraschend voll geworden. Damit hätte man bei einer eher mäßig bekannten Band und dem Ticketpreis von 20 Euro nicht rechnen können. Auch wenn die Erinnerung getrübt ist, ein Blick auf eine Fanpage genügt, die jedes Detail der Sophia-Tour dokumentiert, um all die wunderschönen Augenblicke wieder ans Tageslicht zu befördern. Robin Proper-Sheppard überzeugt an diesem Abend vor allem mit Mut und mieser Haarfrisur. Auf Nummer sicher geht der Mann jedenfalls nicht, als er mit dem extrem ruhigen und schleppenden Stück „I left you“ beginnt. Sophia laufen damit Gefahr skeptische Zuschauer zu langweilen und im anfänglichen Gemurmel unterzugehen. Tun sie aber nicht. Die Menge lauscht gespannt und lässt sich schnell in die düstere Stimmung auf und bald auch vor der Bühne einbeziehen. „Atmosphärisch sehr dicht“ würde man wohl schreiben, wenn der Bericht für die Lokalzeitung wäre. Aber das würde der musikalischen Leistung des Abends nicht gerecht werden. Bereits bei „Swept Back“ taucht man voll ein in die melancholische Welt von Proper-Sheppard und mit „Where are you now“ holt er sich den verdienten Applaus ab. Bei „Pace“ reißt man jubelnd die Arme nach oben und spätestens nach den Smashern „Oh my love“ und „Lost“ hat man beschlossen am nächsten Tag sieben Stunden Zugfahrt in Kauf zu nehmen, um Sophia noch einmal in Wien sehen zu können. Blöd nur, dass man später am Abend erfährt, dass das dortige FM4-Festival bereits seit Wochen ausverkauft ist. Während das aktuelle Album „Technology won’t save us“ vor allem darunter leidet, dass Robin Porper-Sheppard zu viele Ideen in zu kurzer Zeit unterbringen will, geht sein Konzept auf der Bühne voll auf. Die ausschweifenden - von der Akustikgitarre dominierten - Songs funktionieren genauso, wie die kompakten Popsongs oder die lärmenden Progrock-Brocken, die einem die Band als Zugabe um die Ohren haut. Das bringt die Platte im Nachhinein noch einmal ein Stück nach vorne, macht aber umso deutlicher, was zwischen Live-Erlebnis und Tonträger bei Sophia verloren geht. Sebastian Gloser, Sellfish.de Photos by Melanie Steidl Photos by Bernward Elsel |