Sophia - Feb. 01 '07: FZW, Dortmund (DE), with Malcolm Middleton

Set list
I left you
Swept back
If only
Where are you now?
Pace
Oh my love
Everyday
Within without
Bastards (not on written setlist)
P1/P2
Lost
Bad Man
Ship in the sand
The sea
---------
Birds
So slow
Desert song no. 2
The river song


Review
In den zwei Wochen seit dem Tourstart hatte sich auf den ersten Blick nicht viel geändert: Robin war trotz des ebenso ausgedehnten wie dichtgedrängten Tourneeplans immer noch bester Laune, auch in Dortmund redete er weniger, als wir das für gewöhnlich von ihm kennen, und auch die Setlist war seit dem Eröffnungsabend im Zakk praktisch unverändert. Nun gut, "Bad Man" hatte sich am Ende des Mainsets zu den anderen beiden "De Nachten"-Songs gesellt, aber ansonsten waren Robin und die Seinen ihrem gut durchdachten "Greatest Hits"-Set treu geblieben. Dass es trotzdem ein hörbar anderes Konzert wurde, spricht für die außergewöhnliche Musikalität der Band.
Nachdem der von uns bereits an anderer Stelle gewürdigte Malcolm Middleton den Abend stilvoll mit einem Set eröffnet hatte, das gerne hätte länger sein dürfen, spielten Sophia im Anschluss zwar die gleichen Songs wie zwei Wochen zuvor, ließen es sich aber nicht nehmen, gerade bei den oft langgezogenen (aber nie ausufernden) Endings zu improvisieren und so den altbekannten Nummern wertvolle neue Nuancen hinzuzufügen. Vor allem Gitarrist Adam Franklin war dabei in seinem Element und steuerte in seiner fast schon wieder aufreizend unaufdringlichen Art einige phantastische Soli bei. Zwar hatte Robin am Nachmittag vor dem Konzert im Sophia-Forum die sanfte Kritik an der Konzentration auf die immer gleichen 17 Songs (und damit am Verzicht auf einen Großteil des beachtlichen Sophia-Oeuvres) noch zurückgewiesen, während des Konzertes ließ er sich dann allerdings doch erweichen und änderte die Setlist: Für "Woman" rutschte "Within Without" ins Set und hängte die Albumversion problemlos um Längen ab, indem der Song dem gleichen "Alles etwas lauter, alles etwas rauer, alles dadurch noch emotionaler"-Treatment unterzogen wurde wie die meisten der alten Songs.
Die eigentliche Überraschung des Abends allerdings war das ebenfalls kurzfristig ins Programm genommene "Bastards", das in Dortmund nicht nur seine Premiere auf der "Technology Won't Save Us"-Tournee feierte, sondern mit einem unglaublich intensiven Gesangspart Robins unterstrich, warum es keinesfalls schadet, hier und da auf selten gespielte Songs zurückzugreifen: Eine solch hochkonzentrierte Ensembleleistung haben wir von Sophia schon lange nicht mehr gehört - bester Beweis für die These, dass bei den allabendlich gespielten Songs hier und da die angestrebte Perfektion und ein sich einschleichendes Umschalten auf Autopilot nah beieinander liegen können. "Bastards" jedenfalls war ohne Zweifel das Highlight des Abends, und auch Robin schien Gefallen an der Änderung des Programms gefunden zu haben. Jedenfalls ließ er uns wissen, dass der Song am Tag darauf wieder gespielt werden würde.
Die gute Laune bewahrte er sich auch bei der Zugabe, als er bei einem der seltenen Dialoge mit dem Publikum wissen wollte, warum bei der "People Are Like Seasons"-Tour stets Frauen in der ersten Reihe gestanden hätten, wohingegen es nun auf der aktuellen Gastspielreise fast ausschließlich Männer seien. Seine Vermutung, dass es könnte am wuchtigeren Sound der Band liegen ("So you guys like to rock?"), wurde fast einstimmig bestätigt, und deshalb konnte er sich danach nicht verkneifen, die erste Zugabe als den "härtesten Song von 'Technology Won't Save Us'" anzukündigen, nur um dann das countryeske Schlaflied "Birds" zu bringen. Robins bester Spruch des Abends, zumindest für diejenigen, die seine Tiraden gegen den Lichtmenschen des WDR-Rockpalasts und dessen Flutlichtbeleuchtung aus dem letzten November noch im Ohr hatten, betraf allerdings die Sichtverhältnisse auf der ausschließlich in Gegenlicht getauchten Bühne: "I know it's fucking ironic, but can we please have some light on stage?"
Carsten Wohlfeld, www.gaesteliste.de


Photos by Carsten Wohlfeld