Sophia - Feb. 02 '07: Kulturkirche, Köln (DE), with Malcolm Middleton

Set list
I left you
Swept back
If only
Where are you now?
Pace
Oh my love
Everyday
Woman
Bastards
P1/P2
Lost
Bad Man
Ship in the sand
The sea
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Birds
So slow
Desert song no. 2
The river song
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The Death Of A Salesman (Robin solo)
Directionless (Robin solo)


Review 1
Punkt fünf nach acht betrete ich die Kulturkirche in Köln-Nippes. Selten zuvor war meine Vorfreude auf einen Kirchenbesuch so groß. Zwar gibt es nur noch einige wenige Plätze am Rand, doch auch diese erweisen sich später in der übervollen Kirche als wahre Schätze.
Glücklich, trotz einiger Minuten Verspätung nichts verpasst zu haben, sitze ich schließlich auf der Rückenlehne einer Kirchenbank - und darf es sogar! - als die ersten Akkorde erklingen. Eine wunderschön gespielte Gitarre, begleitet vom Schlagzeug und dem Gesang des Ex-Arab Strap-Multiinstrumentalisten Malcolm Middleton. Hätte er noch eine weitere Stunde spielen dürfen, hätte ich im Anschluss daran bereits zufrieden nach Hause gehen können. So ist es ein schöner akustischer Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll
Nach einer kleinen Pause ist es schließlich so weit und Sophia betreten den Teil der Kirche, in dem sich während des Gottesdienstes für gewöhnlich der Pastor aufhält. Die Band, ausnahmslos in schwarzen Hemden gekleidet, vertritt diesen heute und beginnt eine Kirchenfeier der ganz besonderen Art. Mit ihren ersten Akkorden geben sie dem Kircheninnenraum ein Klanggewand, das passender und schöner nicht hätte sein können. Zugegeben, so wird nicht jeder (Geistliche) denken, aber wohl jeder der Gemeinde, der an diesem Abend in (oder auf) den Bänken sitzt.
Mit den Songs 'I Left You' und 'Swept Back' vom Vorgängeralbum 'People Are Like Seasons' eröffnet die Band um Robin Proper-Sheppard in ihrer tragend-melancholischen Grundstimmung. Daran soll sich - ob bei Songs des aktuellen Albums 'Technology Won't Save Us' oder einem seiner Vorgängeralben - auch nichts ändern. Alle Songs werden auf höchstem emotionalem sowie musikalischem Niveau dargebracht. Opulent, brachial - großartig! Drei Gitarren, ein Bass, ein Keyboard und ein Schlagzeug sorgen dabei für einen komplexen Klang, der sich hier zurückhält, um dort übermächtig auszubrechen. In so einem Moment muss man aus einem Sitzplatz schon mal einen Stehplatz machen können - auch in der Kirche!
Proper-Sheppard, selbst von der Schönheit des Ortes angetan, hält sich mit seinen Worten abseits seines Gesangs auf angenehme Weise zurück. Nur hier und da eine Bemerkung zu der schönen Räumlichkeit oder einem seiner Songs. Wunderbar - so bleibt mehr Zeit, ihm bei seinem Leid gedanklich beizustehen und sämtlichen Weltschmerz mitzuempfinden.
Standing Ovations und tobender Applaus einer überaus dankbaren und begeisterten Menge locken die Band nach fast zweistündigem Spielen schnell wieder aus der Sakristei hervor. Die Zugabenfolge 'Birds', 'So Slow' (vom Album 'Fixed Water', 1996), 'Desert Song No. 2' und endlich - wir haben lange drauf gewartet - 'The River Song' sorgen mit nun vier gespielten Gitarren für einen übermäßig erhabenen Abschluss. Halleluja! Aber nein, Mister Sheppard fühlt sich zu noch mehr berufen. Er kommt noch einmal alleine zu seinen Schäfchen, was er - so sagt er jedenfalls - in Köln noch nie getan habe, um noch zwei weitere Songs in Akustikversion zum Besten zu geben. Mit 'Directionless' lässt er uns schließlich allein. Oh my love, where are we now?
Ina Halbfas, Intro.de

Review 2
Das Konzert in Köln begann ungewohnt: Wann begegnet man schon einmal einem Pastor, der seiner Gemeinde respektive den Sophia-Konzertbesuchern nahelegt, doch ruhig das ein oder andere Bier in seinem Gotteshaus zu trinken? In der Kulturkirche war der Alkoholgenuss nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht - mit einer Brauerei als Sponsor kamen so zusätzliche Einnahmen für die Veranstalter in die Kasse. Unverändert dagegen das kurze Programm von Malcolm Middleton - einmal abgesehen davon, dass er sich nicht traute, in der Kirche "Fuck It, I Love You" explizit anzusagen. Danach hatten sich Sophia in den Kopf gesetzt, auch das Konzert an diesem ungewöhnlichen Ort mit der gleichen Setlist wie immer zu bestreiten, und paradoxerweise sorgte gerade dieser Umstand dafür, dass es trotzdem ein völlig anderes Konzert als in Dortmund oder Düsseldorf wurde. Ob es am Respekt vor der Location lag, daran, dass die Band schlichtweg müde war, oder vielleicht doch daran, dass die Musiker nicht mehr den gleichen Enthusiasmus für die immer gleichen Songs aufbringen konnten - jedenfalls war der Auftritt in Köln eine ziemlich zurückhaltende Angelegenheit, wollte man Robin und den Seinen etwas Böses, könnte man ihn streckenweise sicherlich auch als behäbig bezeichnen. Immerhin gab es Ablenkung von der Musik: Hinter den Musikern war eine große Leinwand, auf die Bühnen-Geschehen projiziert wurde - in bester "Rockpalast 77"-Manier übrigens, was Kameraführung und Bildschnitt anging. Die Multimediashow hatte Robin zwar kurzfristig noch abzublasen versucht, aber ansonsten war er bestens gelaunt, entschuldigte sich beim Pastor für den Jesus-lastigen Text von "Where Are You Now?" (bei dem das sakrale Orgelsolo an diesem Abend maximale Wirkung erzielte) und bat auch die Nachbarn um Verständnis dafür, dass mit "Desert Song No. 2" und "The River Song" auch dieses Mal die mit Abstand lautesten Songs erst gegen 23 Uhr auf dem Programm standen. Nicht nur, weil er es gleich mehrfach erwähnte, war Robin sichtlich angetan von seinem Auftrittsort, und so gab es dann zum ersten Mal auf der gesamten Tour eine zweite Zugabe, die er solo bestritt. Noch dazu mit zwei Songs, die besser nicht hätten gewählt sein können. Zuerst gab es "The Death Of A Salesman" aus dem auf dieser Tournee etwas unterrepräsentierten Sophia-Erstling "Fixed Water", und als krönenden Abschluss dann noch den Fan-Favoriten "Directionless", entstanden einen Monat nach der Geburt von Robins Tochter Hope, die unlängst ihren zehnten Geburtstag feierte. Oder wie er einleitend meinte: "Ten years is a long time to be directionless".
Carsten Wohfeld, Gaesteliste.de

Review 3
Make it up with Cologne
Der Mann am Mikro vorne auf der Bühne ist sichtlich beeindruckt von dem Ort, an dem gerade einige hundert Menschen seiner Musik lauschen: „Isn´t it a beautiful venue“ staunt er zum wiederholten Male, und ja doch, er hat recht. Die Kulturkirche Köln, die seit einigen Jahren auch für Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Theaterstücke ihre Tore öffnet, ist ein wunderbarer Ort. Und dank SOPHIA wird er an diesem Abend zu einem zauberhaften.
Zunächst aber die schlechte Nachricht: MALCOLM MIDDLETON beginnt den Abend überpünktlich und nimmt mir damit, u.a. auf Grund verzweifelter Parkplatzsuche die Möglichkeit, sein Set zu sehen. Grrr. Der Ex - Arab Strap Gitarrist und SOPHIA sind seit Jahren gute Freunde und schätzen sich musikalisch sehr.
Ganz spezielle Erinnerungen dürfte Robin Proper-Sheppard, der „Mann am Mikro“ und Kopf von SOPHIA, an sein letztes Konzert in Köln haben. Damals, beim Akustikset vor fast einem Jahr, reagierte Robin ziemlich allergisch auf einen dauernd quasselnden Besucher, stritt sich live mit ihm herum und legte ihm mehrmals nahe, er könne auch gehen.
Heute Abend ist der Rahmen etwas größer als damals im Blue Shell, und das Publikum schenkt Sänger und Band von der ersten Minute an die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. In den vorderen Kirchenbänken quetschen sich die Leute wie sonst wohl noch nicht mal zu Weihnachten, im hinteren Bereich und an den Seiten lehnen sie an jahrhundertealte Kirchensäulen.
Welche Absicht steckt dahinter, ein Set mit dem Titel „I Left You“ zu beginnen, schießt es mir durch den Kopf. Auch wenn es ein wunderschönes Stück ist, wohl eins der besten SOPHIA Songs überhaupt - ist es nicht ein bisschen absurd? Nahtlos daran an knüpft das nicht weniger schöne „Swept Back“; aber bevor man sich total einlullen lassen kann folgen flottere Nummern wie „Pace“ oder „Oh My Love“, welches live ein etwas gitarrenlastigeres Gewand verpasst bekommen hat. Robin zeigt sich wie schon erwähnt ziemlich begeistert von der Location und flachst ein wenig herum: „Der Pfarrer von der Gemeinde kann heute Abend leider nicht hier sein. Aber er ist entschuldigt, er gibt noch Unterricht heute Abend.“ Etwas sarkastisch fügt er hinzu: „Aber nicht dass das jetzt falsch rüberkommt, ich will mich nicht lustig machen. Der Mann hat einen härteren Job als ich. Er muss die Leute zum Glauben bringen.“
Die Spannung wird von Song zu Song greifbarer, wechselt zwischen gnadenlos schönen und traurigen Stücke wie „So Slow“ oder „Ship In The Sand“ und dem ausufernden „Desert Song No. 2“ . Letztendlich scheint die Band nur ein Ziel zu verfolgen: So leise und zurückhaltend angefangen wurde; so laut, brachial und dramatisch soll der Abend zu Ende gebracht werden.
Das Kölner Publikum hat allerdings auch nach der regulären Zugabe noch nicht genug, und schließlich kommt Robin für eine Solozugabe noch einmal auf die Bühne. „Ok, darauf könnt ihr euch jetzt echt was einbilden. Wir haben jetzt schon an die zwanzig Shows in Deutschland gespielt, und dies ist das erste Mal, dass es eine zweite Zugabe gibt.“ Und schmunzelnd ergänzt er: „Ich erinnere mich noch gut an meine letzte Show in Köln. Ich hab noch Monate später Hassemails bekommen. `Robin, you´re a fucking bastard, never come back to Cologne again.`“
Na, die Sache ist mit dem heutigen Abend wohl abgehakt. Mit „Losing My Direction“ endet ein unglaublicher Abend - ein Abend, der, so kann man sagen, wohl auch eine kleine Versöhnung war.
Christa Herdering, 07/02/2007, www.triggerfish.de

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