Sophia (Robin solo + string quartet) - Jun. 02 '07: Immergut Festival, Neustrelitz (DE)



Set list

I Left You
If Only
Birds
Lost
Oh My Love
Pace
Razorblades
Bastards
So Slow
Dreaming (new, unfinished song)
The Sea
-----------
Another Trauma
Directionless


Review 1
Wer wird denn hier weinen? Da steht er. Wilde Haare, braune Lederjacke. Robin Proper-Sheppard, umringt von seinem Streichquartett, stimmt seine Gitarre. Sophia nennt er sich, und noch guckt er freundlich empört, weil die Shout Out Louds die dritte, vierte, fünfte Zugabe spielen. Robin Proper-Sheppard will anfangen.
“Oh, ist der süß”, “Ein bisschen arrogant irgendwie”, “Geile Frisur”, “Hoffentlich spielen sie ‘So Slow’”, “Können die da draußen nicht mal aufhören?”, “Noch ‘n Bier?”, “Scheiße, ausgerechnet jetzt muss ich auf’s Klo”, “Anfangen!”, “Ich muss bestimmt heulen” - soweit das Publikum.
Und oben auf der Bühne? Bittersüße Texte. Tod, Liebe, gebrochene Herzen, und wenn die Streicher einsetzen, bebt das Zeltdach. Darunter ist die Stimmung nun andächtig und ergriffen. Nicht wenige wischen sich die Augen. Auch ein schwer erschütterlicher Festivalblogger hat zu kämpfen. Manchmal genügen eine Akustikgitarre, eine schüttere Stimme, puderzuckrige Geigen und nach neun Liedern findet man sich in einer wohligen Schwermut.
Nach Hause oder noch Tocotronic?

David Hugendick, 03.06.2007, Die Zeit - Festival blog

Review 2
Immerfüreineüberraschunggut
Gute Laune, sonniges Wetter, nette Leute und feine Musik, all das sind Assoziationen, die einem im Zusammenhang mit dem kleinen Festival in Neustrelitz als Erstes durch den Kopf schießen. Doch irgendwie wollte sich die übliche Vorfreude dieses Jahr nicht so richtig einstellen. Zu viele Absagen (Explosions in the Sky, Jens Lekman, Jeans Team) überschatteten die Euphorie, die sich mit der Bekanntgabe von konventionellen Bands (Friska Viljor,Virginia Jetzt, Tocotronic etc.) dann auch gleich wieder in ihre Ecke zurückgezogen hat um aufs nächste Festival zu warten.
Wie sollte das gut gehen? Die Headliner waren teilweise noch nicht bekannt gegeben und die meisten Sachen wollten einen nicht vor Glück im Viereck springen lassen. Mit entsprechend gesunkenen Erwartungen hat man sich aber doch seinem Schicksal ergeben und versucht,das Beste daraus zu machen.
Vielleicht war es ja ein meisterhafter Schachzug, sich viele Bands einzuladen, die auf eigene Weise ein ähnliches Spektrum an Musik repräsentieren, denn dadurch bekamen die Bands, die sich davon etwas abgehoben haben, die Chance sich in ihrer Andersartigkeit voll auszuleben. Jedenfalls waren genau diese Bands die Highlights des Festivals.
Seidenmatt,die vor zwei Jahren schon eine absolut fantastische Performance geliefert hatten, haben gezeigt,dass sie auch einen anspruchsvolleren Spot gerecht werden können und sich mit ihren zwar nicht immer perfekten, da zu kurzen, dafür aber sehr intensiven Stücken einen ganz großen Platz im Herzen des Festivalpublikums erobert, wodurch der metaphorisch eher nebelverhangene Freitag angenehm aufgeklärt wurde. Denn viel wollte an diesem Tag nicht überzeugen.
Aber nicht nur musikalisch lag etwas Schweres auf der Stimmung dieser Veranstaltung. Das Publikum hat ebenfalls ein neues Gesicht bekommen, welches eher erschreckt als erfreut. Man müsste der Meinung sein,dass zum parallelen Rock am Ring und Rock im Park Festival all die Individuen, die ein Festival aus anderen Gründen als die der Musik besuchen, schon gut beschäftigt seien, doch das Immergutpublikum hatte dieses Jahr erstaunlich viele Aussetzer. Da wurde geklaut, gepöbelt und genervt, ein völlig untypisches Erlebnis, was ein bisschen traurig macht, war das Gutrocken doch eher eine Bastion für gute Laune.
Versunken in einer etwas betrübten Stimmung hat man sich am späten Freitagabend also zu Bett begeben und sich auf den zumindest auf dem Papier ganz guten Samstag gefreut. Mit Architecture in Helsinki,Malajube,Someone still loves you, Boris Yeltsin und den Shout out Louds standen einige Bands ins Haus, die sich der melodiösen, aber vor allem recht kurzlebigen, Musik verschworen haben. Wären sie vor ein zwei Jahren auf dem Immergut gewesen, wären sie wahrscheinlich mit Leichtigkeit in der Lage gewesen, den Headlinerspot zu tragen, aber irgendwie haben sich diese Bands mittlerweile ausgenudelt. Nichts desto trotz passen sie stimmungstechnisch fantastisch in den Kontext des Immergutfestivals, so ganz konnten sie ihrer Rolle aber nicht gerecht werden. Nicht das sie schlecht waren, aber irgendwie wollte sich, sicher nicht zuletzt aufgrund des miesepetrigen Wetters, keine wohlige Atmosphäre einstellen um sich wirklich gehen zu lassen. Zurück blieb ein müdes, anerkennendes Lächeln,mehr aber auch nicht.
Hier schließt sich aber der Kreis, denn hatte man sich bis jetzt mit den erwarteten, gutlaunigen Bands eher rumgeschlagen (und durchaus amüsiert),kam mit Sophia ein Kontrast, der perfekter nicht sein könnte. Schwermütige Streicher und eine Stimme, die die Seele zum klingen bringt, haben den Abend annektiert. Man würde Robin Proper Sheppard aber auch so sein Herz schenken, selbst wenn er es nicht gewollt hätte.
Das Wort gut müsste fast neu definieren, um Sophia und dessen Rolle auf dem Immergut besser beschreiben zu können, aber statt dessen fügt sich jetzt den Assoziationen dieses Festivals auch ein melancholischer Moment hinzu, den ich nicht mehr missen möchte. Erst durch diesen schwermütigen Kontrast hat sich ein Feuerwerk der Gefühle entfalten können und das ganze Event in ein völlig anderes Licht gerückt.
Insomniawuselt, 7/06/2007

Review 3
Dann bekomme ich aber eine SMS von Katie, die ich seit einiger Zeit nicht mehr gesehen habe, dass sie jetzt bei Sophia in der ersten Reihe steht, und obwohl mich die Band nicht interessiert gehe ich zu ihr, hauptsächlich um mich noch einmal zu verabschieden. Sophia gefallen mir dann aber doch sehr gut. Ein Mann mit Gitarre, dazu ein Streicherquartett. Keine Ahnung, ob das etwas Besonderes ist in dieser Konstellation, zumindest erwähnt er des Öfteren, dass er sehr nervös ist. Obwohl es sehr ruhige Singer-Songwritermusik ist, übt sich das Mädchen neben mir im Ausdruckstanz und rammt mir alle paar Sekunden den Ellebogen in den Bauch. Das ist aber auch das einzige Negative, was ich zu Sophia sagen kann.
Christina, 4/06/2007, (Inter)national POP! Jetset


Photos by Christina














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Photo by Katharina Langer


Photo by Sven Lüder


Photos by anne behrndt







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