Sophia (+ string section & Astrid W.) - May 20 '09: Den Atelier, Luxembourg (LU) , with William Fitzsimmons |
Review Endlich war es wieder soweit! Eine meiner absoluten Lieblingsbands (wenn auch fernab vom Metal) gab sich in Luxemburg im Atelier die Ehre. Das Konzert im Saarbrücker ROXY vor zwei Jahren bebt bis heute immer noch in mir nach und die Ankündigung, mit Band plus Streicherquartett aufzutreten, sorgte bei mir schon im Vorfeld für Verzückung! Ganz abgesehen davon, daß SOPHIA mit "There Are No Goodbyes" erneut ein intensives Meisterwerk gelungen ist, freute ich mich wie ein kleines Kind schon Wochen vorher auf diesen Tag. Dieses Live-Feeling, diese Intensität und Dichte ist einfach nur einzigartig - ausserdem ist Robin Proper-Sheppard der charismatischste Frontmann, den ich kenne und den ich - mit Hindernissen - auch zu einem Plausch laden durfte; demnächst natürlich auch hier zu lesen. Die Zeichen standen also bestens für diesen Mittwoch Abend; lediglich der etwas magere Zuschauerzuspruch trübte die Stimmung ein wenig. Aber egal: Lieber "nur" 200 eingefleischte Liebhaber, als zusätzliches Laufpublikum, das erstens die Songs nicht versteht und zweitens durch bierselige Laberei die Atmosphäre zerstört - wie geschehen fünf Jahre zuvor an gleicher Stelle. Und so war es WILLIAM FITZSIMMONS vorbehalten, diese Liebhaber auf SOPHIA einzustimmen. Der bärtige Waldschrat aus Jacksonville, Illinois kam solo und nur mit Akustikklampfe und einer Dose Heineken bewaffnet auf die Bühne und begrüsste das Publikum sogar auf deutsch und versprach "Hard Rock´n´Roll-Songs". Ein wahrer Schelm, dieser Will! Die witzigen Ansagen ("Ich stell euch jetzt meine Band vor" oder "Jetzt zurück zu traurigen Stücken") passten nicht wirklich zur getragenen und melancholischen Musik. Denn eher verzauberte er mit seinen minimalistischen und traurigen Stücken die Meute nach und nach. Songs wie "It´s Not True", "A Few Would Come Back Home", "Everything Changes" und dem noch unveröffentlichten "Find Me To Forgive Me" rollten bereits den bittersüssen Teppich für den Headliner aus. Und als bei "You Still Hurt Me" das Publikum mit in den Gesang einbezogen wurde, machten sich wohlige Schauer breit. SOPHIA-Fans werden diesen Opener sicherlich zu schätzen gewusst haben und das Interesse an Fitzsimmons nach der Show am Merch-Stand bestätigte dies - well done, Will! Ja, und dann war gespanntes Warten angesagt - wie klingen die neuen SOPHIA-Songs live? Wie gut kann sich das Streicherquartett in den Gesamtsound einfügen? Ist Robin nach den jüngsten Rückschlägen in seinem Leben dennoch der sympathische-sarkastische Frontmann? Hält das redselige luxemburgische Publikum wenigstens heute die Klappe? Fragen über Fragen! Aber ich wurde ganz schnell auf allen Ebenen positiv überrascht: Schon beim ersten Song "The Sea" von der "De Nachten"-Live-CD, in denen die Streicher gleich ihr Stelldichein hatten, stellte sich sofort eine Gänsehaut ein, die für die nächsten zwei Stunden Bestand haben sollte - endlich durfte auch ich in den Genuß dieses Songs mit Streichern kommen...da soll man mal vernünftige Bilder machen können angsichts dieses Genusses... Im Hauptteil kamen dann hauptsächlich Tracks ab der o.g. Live-CD zur Geltung; neben den üblichen Hits wie "Pace", dem wunderbaren "Birds", "Swept Back" und dem weiteren "De Nachten"-Track "Ship In The Sand" wurden natürlich viele neue Songs zum Besten geboten. Und auch diese lassen auf der Bühne nichts von der SOPHIA-typischen Intensität vermissen! Egal ob das verträumte "Storm Clouds", die rockigen "A Last Dance" und "Obvious", das verzweifelte "Signs" und natürlich das wundervolle Duett "Something" mit Astrid Williamson, welches Robin sogar zu seinem absoluten Lieblingssong erklärte, bestätigten die These, daß SOPHIA trotz aller persönlicher Probleme, mit denen Robin schon immer zu kämpfen hatte, einfach nur nach wie vor wunderbare, melodramatische Musik machen. Astrid gab im Übrigen öfter die zweite Gesangsstimme, spielte Keyboards sowie Gitarre und war neben Robin der zweite Blickfang auf der Bühne. Aber an den Großmeister des Schweremuts kommt niemand heran - es ist jedes Mal ein Genuß, Robin beim Spielen und Singen zuzuschauen. Er durchlebt bei jedem Lied die kleinen Dramen, die er jeden Abend auf´s Neue besingt und bringt seine ohnehin selbstkritischen und ehrlichen Texte mehr als authentisch rüber. Dennoch hat Mr. Proper-Sheppard in jeder Ansage ein kleines Späßlein parat; sei es, indem er sich selbst und seine Persönlichkeit humorvoll anprangert ("I am a mean Motherfucker, really!") oder das Publikum mit scherzhaften Sprüchen mit einbezieht. Also ganz und gar kein verbitterter Geselle, auch wenn man diess aufgrund der Musik und Texte meinen könnte...aber das komplette Gegenteil ist der Fall! Natürlich dürfen in einer SOPHIA-Setlist auch die magischen "Desert Song No.2" und "I left you" (*schluchz*) nicht fehlen, die immer wieder für wässrige Augen und mit ihren klimatischen Steigerungen für die emotinale Vollbedienung sorgen. Nach Letztgenanntem begann leider auch schon der Zugabenblock, der es aber ebenso in sich hatte: Denn die ersten zwei Songs wurden unplugged nur von Robin und dem Streicherquartett dargeboten, was den Songs "Heartache" und dem eigentlich recht rockigen "Lost" einen ganz neuen Anstrich verlieh - sehr geil! Zum eigentlich nicht auf der Setlist stehenden Bonus-Track "If Only" kehrte dann die Band auch wieder auf die Bühne zurück. Dieser Song war neben der abschließenden Lärm-Orgie "The River Song" leider auch der einzige Track der ersten beiden SOPHIA-Scheiben. Aber nach sechs Alben müssen halt Abstriche gemacht werden. Und natürlich gibt es keinen SOPHIA-Gig ohne "Oh My Love", welches an diesem Abend auch in sehr intensiver Form gespielt wurde und wie auch viele andere Tracks zu Verzückungsrufen im Publikum sorgte. Dieses war an diesem Abend übrigens vorbildlich: An den "richtigen" Stellen war es fast mucksmäuschenstill im Atelier - ganz anders als noch fünf Jahre zuvor an gleicher Stelle! Die reduzierte Beleuchtung ließ zwar die Foto-Ausbeute schrumpfen, sorgte bei Robin aber für postive Bekundungen, wurde er doch bei den vorangegangen deutschen Shows mit Licht überflutet, was seiner Meinung nach für die Atmosphäre nicht immer förderlich war. Als nach "The River Song" mit einem erneut mehr als furiosen Noise-Finale die Lichter wieder angingen, hatte so mancher Zuschauer entweder mit fiependen Ohren, einer immer noch anhaltenden Trance oder einfach nur mit dem Gefühl, ein mehr als superbes Konzert erlebt zu haben, an das so schnell nichts und niemand heranreichen wird, zu kämpfen. Aber genau das erwarte ich von einem SOPHIA-Konzert und war deshalb nach gut zwei Stunden Spielzeit hoch zufrieden. Als weiteres Sahnehäubchen stellten sich sowohl William Fitzgerald als auch Robin sofort nach dem Gig den Fans am Merch-Stand - Shakehands, Autogramme und viele Fotos zeugen von der gegenseitigen Begeisterung füreinander, die in meinen Augen nach wie vor einzigartig ist. Das hinterher geführte Interview bestätigte diesen Eindruck und setzte meinem Bild über Robin noch eins drauf! Dieser Mann ist ein Genie, ganz im Ernst. Brix, neckbreaker.de, 23.05.2009 Photos by Tom DiMaggio Photos by Brix |