Sophia (+ string section) - Oct. 04 '09: Kulturkirche, Köln (DE), with Black Rust

Set list
The Sea
Swept Back
Signs
Ship In The Sand
Storm Clouds
Oh My Love
Desert Song #2
Leaving
Obvious
Pace
Dreaming (Robin solo)
I Left You
The River Song
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Heartache (Robin + strings)
Lost (Robin + strings)
Something (Robin + strings)
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If A Change Is Gonna Come


Review
Abschied ist seit jeher ein zentrales Thema im Werk von Robin Proper-Sheppard. Einst gründete er Sophia, um den plötzlichen Tod von Jimmy Fernandez, seinem Freund und Mitstreiter bei den Industrial-Rock-Heroen The God Machine, zu verarbeiten, auf der LP "Technology Won't Save Us" beschäftigte ihn der Krebstod seiner Mutter, und auf seinem ausgezeichneten aktuellen Album "There Are No Goodbyes" dreht sich alles um die Trennung von seiner letzten Freundin. Doch nicht nur von der hat sich der seit vielen Jahren in England lebende Amerikaner getrennt, wie seine jüngsten Deutschland-Auftritte zeigen.
Auch seine legendären Launen, die früher so manches Sophia-Konzert zu einer Zerreißprobe für Künstler und Publikum werden ließen, hat Proper-Sheppard inzwischen hinter sich gelassen. Folglich dreht sich alles um die Musik. Mit kompletter Band plus Streichquartett sind Sophia angetreten und sorgen gleich mehrfach für Gänsehautfeeling. Hatte man bei früheren Tourneen bisweilen etwas den Eindruck, die Streicher seien nur Beiwerk, spielen sie dieses Mal eine viel zentralere Rolle und kommen so besser zur Geltung. Trotzdem präsentieren die (ehemaligen) Leisetreter nicht nur melancholisch-zerbrechliche Nummern wie das sich stetig steigernde Kleinod "The Sea" gleich zu Beginn. Das auf dem aktuellen Album noch recht poppige "Obvious" wächst sich auf der Bühne ebenso zu einer echten Rocknummer aus wie "Pace". "Das war die Speed-Metal-Version", kommentiert Proper-Sheppard den Song scherzhaft in Köln und liegt damit gar nicht so falsch. Auch sonst präsentiert sich der Frontmann bestens gelaunt. So erzählt er zu dem von Saitengott Adam Franklin (Swervedriver, Toshack Highway) mit einem fantastischen Solo veredelten "Signs": "Ich werde oft gefragt, ob meine Songs autobiografisch sind. Ja, sind sie! Hat sie wirklich gesagt, sie hätte mich Weihnachten verlassen sollen und dann noch einmal am Valentinstag? Ja, hat sie!" Offenbar kann er über sein eigenes Elend inzwischen (wieder) lachen. Mit dem aufbrausenden Rockorkan "The River Song" verabschieden sich Sophia nach gut einer Stunde erstmals vom Publikum.
Für die Zugabe kommen zunächst nur Proper-Sheppard und die Streicher auf die Bühne. "Heartache" ist die erste von drei Akustiknummern und trotz des traurigen Textes einfach nur wundervoll. Die Studioaufnahme ist toll, aber ohne deren zusätzliche Elemente und mit den Streichern weiter im Vordergrund ist das Stück live sogar noch herzergreifender. "Something" widmet Proper-Sheppard der frühen Goya-Dress-Sängerin Astrid Williamson. "She's one of the great loves of my life", verrät er über die Dame, die eigentlich gemeinsam mit ihm auf der Bühne hätte stehen sollen, bevor er in Bielefeld spitz hinzufügt: "Zuerst wollte sie mitkommen, dann wieder nicht, dann doch wieder, dann eher wieder nicht, und irgendwann sind wir einfach losgefahren!" Als Trost gibt es eine wunderbar sanfte, vor allem in Köln unglaublich intensive Unplugged-Version des Songs zu hören. Anschließend kehrt die Band zurück, die Streicher schnappen sich Percussioninstrumente und Schlagzeugstöcke und gemeinsam wird "If A Change Is Gonna Come" unter viel Feedbackgeheul in Grund und Boden gerockt! Das Fazit? Auch ohne die lange Jahre nicht aus dem Programm wegzudenkenden "If Only" oder "So Slow" ist es Proper-Sheppard und seinen brillanten Mitstreitern mit diesen Konzerten gelungen, das Sophia-Universum mit viel Spaß perfekt auf den Punkt zu bringen.
Carsten Wohlfeld, Zillo Das MuzikMagazin, 11/2009


Photos by Carsten Wohfeld






















Photos by Harald Kujat