Sophia (Robin solo) - May 20 '10: Lagerhalle, Osnabrück (DE)

Set list
Heartache
Ship In The Sand
If Only
Something
Every Day
I Left You
If A Change Is Gonna Come
Big City Rot
Pace
Oh My Love
Where Are You Now
Obvious
Is It Any Wonder
So Slow
Lost (She Believed In Angels...)
Directionless
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Another Friend
Bastards
There Are No Goodbyes


Review
Fesselnde Traurigkeit, tiefe Gefühle
Robin Proper-Shepard ist ein merkwürdiger Typ: „Auf der Bühne fühle ich mich, als würde ich in ein tiefes Loch fallen und um mich herum wird alles immer dunkler“, sagt der Musiker, der einst als Sänger der Band The God Machine bekannt wurde. Tragik umgibt den in Großbritannien lebenden Amerikaner. 1994 verlor er in dem verstorbenen Bassisten der Band einen Freund, kurze Zeit später starb seine Mutter an Krebs.
Aber auch sein Liebesleben scheint mit vielerlei Problemen behaftet zu sein. Daher ist das Konzert, das Proper-Shepard jetzt in der Lagerhalle gibt, gespickt mit Songs über kaputte Beziehungen und dramatische Liebesgeschichten. Im zweiten Teil widmet er Lieder, die das Leben an sich und dessen Ende thematisieren, seinem Freund Jimmy Fernandez und seiner Mutter.
„Ich bin gekommen, euch traurige Lieder zu bringen“, verlautbart der Sänger gleich zu Beginn des Gastspiels, und offenbar will das Publikum auch gar nichts anderes hören. Fasziniert hängen die Zuschauer geradezu an den Lippen des Mannes, der die Ausweglosigkeit des Daseins in seine Stimme legt, der sensitiv heult und schluchzt. Aber wenn er Halt sucht, kann er zur Gitarre auch schon mal heftig „Gotta get a grip“ ins Mikro shouten. Dann bekommt man das Gefühl, dass Robin Proper-Shepard diese Auftritte braucht, dass es wie eine Therapie wirkt, wenn er all diese tiefen Gefühle mit dem Publikum teilt. Dazu passt die intime Atmosphäre auf der Bühne, die mithilfe weniger Utensilien den Eindruck erweckt, als säße man in seinem Wohnzimmer. An den Wänden sieht man die Spuren von Bildern, die einst dort hingen. Trostlos. Aber es ist schon faszinierend, wie dieser Sänger sein Publikum fesselt. Vielleicht verstünde man sein Geheimnis, wenn man gemeinsam mit ihm einen Bummel über die Maiwoche („Mayday fair“) gemacht hätte: „Ich würde euch beweisen, dass ich der einzige traurige Mensch auf der Maiwoche bin.“
Dann singt er ein Lied, das er geschrieben hat, als seine Tochter Hope (!) vor dreizehn Jahren geboren wurde: Er saß im Exil in Brüssel, und es hieß für ihn, von der Mutter mit seinem einmonatigen Baby Abschied zu nehmen…
Tom Bullmann, Osnabrücker Zeitung, 21/05/2010


Photo by Egmont Seiler