Sophia (Robin solo) - May 27 '10: Kranhalle, München (DE) |
Review Robin Proper-Sheppard, der Mann, der den Schwermut und die Melancholie gepachtet zu haben scheint und sonst als Sophia mit Band unterwegs ist, war im Münchner Feierwerk zu Gast und präsentierte eine Mischung seiner Platten unplugged mit Akustikgitarre. Die Bühne gleicht einer Theaterkulisse. Es fühlt sich an, als würde das Cover des aktuellen Albums There Are No Goodbyes von Sophia lebendig, denn genau mit diesem Bild ist die Leinwand auf der Bühne bedruckt - ausgeblichene Blümchentapete mit einer Heizung im rechten unteren Bildrand. Davor steht ein Tonbandgerät, welches bis kurz vor dem Konzert Musik von The National und Arcade Fire ausspuckt. Das Mikrofon zeichnet das ganze Konzert für die Fans als Live-Mitschnitt auf. Dann betritt Proper-Sheppard die Bühne, schwarz ist er gekleidet. Festlich, wie zu einer Beerdigung. Aus Bequemlichkeit zieht er zuerst die schwarzen Lackschuhe aus. Darunter: schwarze Socken, die ganz zu seiner Freude sogar zusammenpassen. Höflich wartet er, bis auch die letzten Zuschauer Platz gefunden haben und beginnt dann seinen wunderschönen und zu tiefst intimen Konzertabend, der thematisch von Melancholie und Leid geprägt ist, sich von den Gefühlstiefen unerwiderter Liebe heraus ernährt. Zu fast jedem Stück hat er eine kleine Geschichte parat, immer geht es dabei um das Verlassenwerden, das Zurückgelassenwerden, das Loslassen und den Tod. Die Zuschauer werden auf eine Reise mitten ins Herz und in die Seele von Proper-Sheppard genommen. Düster spinnt er seinen Klangteppich, lässt kaum Platz für Positives. "Ihr wollt nicht in meinem Kopf sein, da ist es nicht gut" sagt er und das merkt man. Drei Songs bricht er ab, denn sie nehmen ihn emotional zu sehr mit. Bei manchen Konzerten spiele er seine Stücke und kann sich davon distanzieren, nicht jedoch heute, wo sie Dämonen heraufbeschwören, ihn gedanklich an düstere, viel zu traurige Orte zurückbringen, als dass er teilnahmslos die Erinnerungen von sich abprallen lassen könnte. Er erzählt vom Tod seines Bandkollegen und seiner Mutter, und auch immer wieder von einer bestimmten Frau, die er nach wie vor liebt, sie ihn aber nicht mehr. Und dass er nun auch aus seiner Wohnung ausziehen muss. Ein "Homeless with Sophia"-Konzert. Ein Konzert als persönliche Psycho-Therapie für den Sänger, das Publikum als geballte Ladung Freuds. Dabei möchte man auf die Bühne springen und diesen unfassbar traurigen Mann trösten, ihm Hoffnung geben. Ihm sagen, dass seine unheimlich zynische Textzeile "Coz' life's a bitch and then you die. And it's too short to wonder why" aus If A Change Is Gonna Come zwar stimmen mag, nicht jedoch immer. Dann ist das Konzert nach fast zwei Stunden zu Ende und Proper-Sheppard wie ausgewechselt. Freundlich signiert er hinter dem Merch-Stand jede Platte. Mit persönlicher Widmung und Blümchen. Ganz so schlimm kann die Welt also doch nicht sein. Christine Bulla, Laxmag.de, 27/05/2010 Photos by Eva Deinert |