Sophia (Robin solo) - Dec. 28 '11: Christmas soirée @ Die Wohngemeinschaft, Köln (DE) |
Set
list 01: Desert Song No. 2 02: Pace 03: Swept back 04: If only 05: Ship in the sand 06: Something 07: A last dance (to sad eyes) 08: Fool 09: Another friend 10: Every day 11: If a change is gonna come 12: Oh my love 13: So slow 14: Lost (she believed in angels) 15: When you're sad 16: I can't believe the things I can't believe 17: Directionless -------------------------- 18: River Song 19: Jealous guy (John Lennon Cover) 20: Another trauma Review 1 "Du wolltest eigentlich zu der Show am Freitag. Da war ich krank, meine Stimme klang komisch. Du hast nichts verpasst." Ich glaubte kein Wort von dem, was Sophia Mann Robin Proper-Sheppard nach dem Konzert am Merchstand sagte. Auch angeschlagen soll das intime Weihnachtskonzert vergangenen Freitag im Theatersaal der Kneipe Die Wohngemeinschaft ein großes Vergnügen gewesen sein. Ich war damals (haha) zu langsam, stand aber offenbar auf einer Warteliste, die lang genug war, daß sie einen zweiten Konzertabend rechtfertigte, und kam so in den Genuß eines neuen letzten Konzerts des Jahres. Die Wohngemeinschaft ist eine hippe Kölner Kneipe, eingerichtet wie eine ihrer Namensgeberinnen. Als Highlight steht in einem der Räume ein alter VW Bus, den man als Sitzecke nutzt. Daß zur Wohngemeinschaft ein Theatersaal gehört, war mir neu. Von Konzerten da hatte ich bisher nichts mitbekommen. "Theatersaal" ist allerdings auch nicht ganz richtig. Durch ein Treppenhaus gelangt man in einen bestuhlten Raum im Nachbargebäude, dessen kleine Bühne mit einem Klavier und allerlei 50 Jahre Mobiliar bestückt war. Kurz nach neun begann Robin Proper-Sheppard seine Show. Um Viertel nach neun verließen die ersten beiden Zuschauer bereits wieder den Saal. "Das waren wohl die beiden Gewinner bei Facebook." Der Rest blieb und sollte das auch nicht bereuen. Das war aber auch nicht sonderlich schwer, schließlich war der Abend "invite only"; Karten gab es nur direkt beim Künstler, die Nähe des Publikums zur Musik war also vorhanden. Robin hatte im Vorfeld auch dazu aufgefordert, Musikwünsche einzuschicken. Spielte er einen davon, kündigte er dies an. "Das hat sich Natascha gewünscht", "das ist für Kathrin." Wie sich das für Wunschkonzerte gehört, war das Programm (sicher) ungewöhnlich. Ich hatte Sophia vorher erst einmal gesehen (und war damit neben den beiden Facebook Gewinnern, die hoffentlich anderswo einen schönen Abend hatten, einer der Amateure im Saal), weiß daher nicht, wie gewöhnliche Sophia Konzerte aussehen. Die Setlist umfasste Songs querbeet aus Robins Katalog. Viele dieser Stücke erscheinen demnächst in akustischer Form auf einer Doppel-CD "at home with Sophia - the acoustic sessions", die Robin im Anschluß verkaufte. Bei der Neu-Aufnahme des River Songs für dieses Album sei er im Studio gefragt worden, was denn an dieser Version akustisch sei, es seien dabei ja laute Gitarren beteiligt. "Zehn oder zwölf, aber alles akustische!" Auch in der Wohngemeinschaft wurde es dabei etwas lauter. Dies war aber die Ausnahme. Nur Every day und bei If a change is gonna come verließ der Sänger kurz den sehr ruhigen Grundton des Abends. Auch wenn es selten krachig wurde, war das Konzert nie langweilig. Auch über fast zwei Stunden fesselte mich das Programm des Sängers, und da schien ich wirklich nicht die Ausnahme zu sein. Einzig die Lichtspiele, die die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos erzeugten, lenkten ab und an etwas ab. Damit hatte es sich aber auch mit den Effekten. Die benötigen Sophia und Robin nämlich auch nicht. Christoph, meinzuhausemeinblog.blogspot.com, 29/12/2011 Review 2 Nicht gut, sondern besser Als Robin Proper-Sheppard alias Sophia 2010 solo und akustisch durch betont kleine Clubs tourte, hatte er eine spezielle Bühnendeko im Gepäck, um dem Tourmotto "At home with Sophia" auch visuell Rechnung zu tragen. In Köln fehlte die Deko nun zwar, trotzdem kam Robins fünftes und letztes Konzert 2011 der letztjährigen Maxime wohl näher als jeder Auftritt des Vorjahres. Schließlich ist das etwas euphemistisch Theatersaal genannte Hinterzimmer der Wohngemeinschaft, einer mit viel Retro-Chic eingerichteten Kneipe/Jugendherberge/Konzertlocation am Rande des Belgischen Viertels, in der es sogar einen alten, zur Sitzecke umfunktionierten VW-Bus gibt, kaum größer als ein "echtes" Wohnzimmer. Außerdem sorgten auf der Bühne eine zum Haus gehörige Uralt-Stehlampe, Teakholzmöbel und 70er-Jahre-Tapete auf ganz natürliche Weise für genau das Ambiente, das Robin auch für seine 2010er-Shows vorgeschwebt hatte. Das nachweihnachtliche Konzert war bereits das zweite am gleichen Ort binnen einer Woche. Weil der kurzfristig anberaumte Auftritt am Tag vor Heiligabend in Windeseile ausverkauft war, gab es diese Zusatzshow, und auch für die waren die wenigen Tickets in null Komma nichts unters Volk gebracht. Karten gab es nur bei Robin selbst, ein Abend unter Freunden gewissermaßen. Während der derzeit heimatlose Amerikaner beim ersten Konzert noch erkältungsgeschwächt war, fühlte er sich dieses Mal auf der Bühne richtig wohl. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er, obwohl sichtlich gesundet, vor dem Auftritt sicherheitshalber trotzdem ein bisschen Medizin eingeworfen hatte. Seine Oma habe immer gesagt: "If you feel good, why not feel better?", lautete die überzeugende Erklärung dafür. Und tatsächlich: Das Konzert war nicht nur gut, sondern besser! So gab sich Robin redlich Mühe, einige der üblichen Verdächtigen von der Setlist zu kegeln und stattdessen tiefer als sonst in der Vergangenheit zu kramen. Sprich: Songs wie "I Left You" oder "Heartache" fehlten an diesem Abend im Programm, dafür gab es viel, sehr viel aus dem ansonsten oft übergangenen Debüt "Fixed Water", wie das sehr selten gespielte "When You're Sad". Das war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass sich die Zuschauer auch für dieses Konzert vorab per eMail Songs wünschen durften. Genauer gesagt durften vor allem die Damen wünschen. "Das nächste Lied ist für Natascha", kündigte Robin irgendwann an, um dann augenzwinkernd hinzuzufügen: "Beim Konzert in Brüssel hat ein Kerl es sich gewünscht und ich hab's nicht gespielt! Diejenigen Typen von euch, die mit Frau oder Freundin hier sind, lasst euch das eine Lehre sein: Es sollten immer die Frauen sein, die die Wünsche äußern!" Ein Herr fand trotzdem Erwähnung, denn Robin bedankte sich ausdrücklich bei einem gewissen Björn für seine 26 (!) Songwünsche. Überhaupt gelang es Robin an diesem Abend ganz ausgezeichnet, seine traurigsten Songs mit kurzen, spaßigen Ansagen zu würzen, anstatt, wie in der Vergangenheit durchaus üblich, mit langen Monologen in Selbstmitleid zu baden. Als nach drei Songs zwei Zuschauer den Raum verließen, meinte er zum Beispiel nur trocken: "Das waren die Facebook-Gewinner. Jetzt kann die Party losgehen!" Nun ja, die Party des selbsterklärten Versagers, der jede Beziehung gegen die Wand fährt und darüber großartige Songs wie "Something" oder "Last Dance (To Sad Eyes)" schreibt... Auch zur Version von "The River Song" auf der in Bälde auch regulär erscheinenden Akustik-Doppel-CD "At Home With Sophia" gab es eine lustige Anekdote: Obwohl eigentlich als echtes Solo-Werk mit Neuinterpretationen alter Band-Stücke geplant, habe er sich bei "The River Song" nicht mit einem Instrument begnügen können und am Ende ein ganzes Dutzend Gitarren aufeinandergetürmt - "aber es waren akustische!" Beenden wollte der Amerikaner das Konzert nach annähernd zwei Stunden dann eigentlich mit zwei Coverversionen, doch nach einer feinen Version von John Lennons "Jealous Guy" (mit der fast mantramäßig wiederholten Zeile "I was swallowing my pain" - typisch Robin!) entschied er sich am Ende doch gegen Anna Ternheims "What Have I Done" und beschloss den Auftritt mit seinem eigenen Song "Another Trauma" und schaffte es dabei ein letztes Mal, dass die Zuschauer Zeit und Ort vergaßen: Nach Mittwochabend, Köln und Tagesthemen-Zeit klang die höchst emotionale Version des Songs nun wirklich nicht! Auch die tiefen Seufzer, die gleich mehreren Songs folgten, unterstrichen: Selbst ein gut gelaunter Robin Proper-Sheppard singt seine Songs auf der Bühne nicht einfach, er (er)lebt sie mit jeder Performance neu. Genau deshalb war dieses Konzert so intim, so intensiv, so wunderschön. Carsten Wohlfeld, gaesteliste.de, 29/12/2011 Photos by Christoph Photos by Carsten Wohlfeld |