Sophia - 24/04/16: Artheater, Köln (DE)

Set list
Resisting
The Drifter
Don't Ask
Blame
California
St. Tropez / The Hustle
You Said It's Alright
Baby Hold On
It's Easy To Be Lonely
Bad Man
So Slow
If Only
Oh My Love
The Desert Song
Darkness
The River Song
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Birds
I Left You





Review 1
Wie aus heiterem Himmel kam die Nachricht zu uns: SOPHIA kommt mit neuem Album auf Tour! Es ist wie mit einem alten Freund, den man jahrelang nicht gesehen hat und er plötzlich wieder in der Stadt ist. Die Stadt stellt in diesem Falle Köln dar, wo sich der Freund – hier spielt Robin Proper-Sheppard und Bandkollegen diese Rolle – in dem kleinen Klub Artheater am Ehrenfeldgürtel eingefunden haben, um ihr neues Studio-Album As We Make Our Way (Unknown Harbours) zu präsentieren.
Und wie bei einem solchen Treffen erzählt man erst einmal, was es so Neues gibt. Der Einfachheit halber spielte das Quintett ohne große Kommentare das komplette Neuwerk beginnend mit dem Intro Unknown Harbours herunter bis hin zum letzten Song It’s Easy To Be Lonley. Die freundschaftliche Vertrautheit machte sich bei allen direkt breit, auch diejenigen von den gut 280 angereisten Zuschauern im ausverkauften Artheater, welche den aktuellen Output nicht kannten, wurden schnell mit den Songs vertraut. Die bekannte Ruhe und Melancholie alter Werke waren auch in Songs wie Don’t Ask oder Baby, Hold On klar auszumachen. Und man glaubt es kaum, in Resisting oder St.Tropez/The Hustle war der ungestüme Geist der seligen THE GOD MACHINE — des kultigen Musik-Sprungbretts von Sänger und Gitarrist Proper-Sheppard – deutlich zugegen. Der Sound überraschte mich in dem Ambiente Artheater sehr positiv. Der recht geräumige Saal, welcher an den kleineren Theken-Raum mit seinen Sitzgelegenheiten angehängt war, erschien mir zu Beginn recht flach; und war anfangs der Gesang zwar einen Hauch zu dünn, gab es trotz teilweise vier aktiven Gitarren keinerlei Lärm-Brei auf die Ohren gehämmert. Großes Lob an die Jungs am Mischpult! Eine Begegnung mit Freunden lässt alle Beteiligten zumeist irgendwann in die Vergangenheit schweifen.
SOPHIA öffnete nach den jüngsten Ergüssen sobald den Geschichts-Koffer. Robin erzählte von dem ersten angedachten, aber dann gecancelten Gig in der Domstadt, bei dem die meisten Menschen im Publikum noch nicht geboren waren – naja, oder zumindest erst 14 oder so. Und er war freudig überrascht, dass in Köln immer noch so viele SOPHIA-Fans beheimatet und ließ anschließend viele Gesichter im Publikum mit so wunderbaren Liedern wie dem ruhigen So Slow oder dem wuchtigen The Desert Song No. 2 glücklich strahlen. Bis zum abschließenden The River Song war garantiert jedermann, des anwesenden Publikums beglückt worden. Für gute Freunde hat man zumeist ein kleines Geschenk parat; zum ersten Mal während ihrer Tour gab die Band eine Zugabe, welche die zahlenden Gäste mit Birds und I Left You nochmal richtig verzauberte. Nach gut 110 Minuten war dieses wunderschöne Zusammentreffen vorbei – viel zu schnell gehen solch magische Abende ja zumeist vorüber. Beeindruckend ist zu guter Letzt noch zu bemerken, dass Robin samt Band keine fünf Minuten nach Konzertende schon für Autogrammwünsche und einen finalen Smalltalk am Merchandising-Stand verfügbar war. Freunde – lasst uns so schnell wie möglich wieder zusammenkommen!
Ralf Michael Benfer, Monkeypress, 26/04/2016


Review 2
Wenn ich nach einer reinen Fahrtzeit von zwei Stunden noch einmal 30 Minuten damit zubringe, einen einigermaßen legalen Parkplatz zu finden, stehen die Chancen gut, dass ich von Osnabrück nach Köln gefahren bin. So ist an einem fast staufreien Sonntagabend passiert, weil Mr. Robin Proper-Sheppard nebst seiner Band SOPHIA sein Kommen in der Domstadt angekündigt hatte. Jüngst hat der Chef-Melancholiker sein sechstes Album „As We Make Our Way (Unknown Harbours)“ veröffentlicht und damit die Anhängerschaft in kollektive Verzückung versetzt. Ganze sieben Jahre hat es allerdings auch gedauert, bis es neue Konservenkost vom Wahl-Belgier zu hören gab; keine Frage, dass unter diesen Vorzeichen die Vorfreude, mit der die Live-Termine aufgenommen wurden, alsbald zu ausverkauften Gigs führte.

So war es auch in Köln, wo im rappelvollen Artheater am Ehrenfelder Gürtel bald kein Fuß an die Erde zu bekommen war. Wahrscheinlich wäre es nicht verkehrt gewesen, die Veranstaltung in eine etwas größere Venue zu verlegen und die Fotografen hätten sich mit Sicherheit auch über einen Hauch mehr Licht gefreut. Mir persönlich wäre es vor allem sehr entgegen gekommen, wenn das Konzert etwas später begonnen hätte, denn durch meine nur mäßig erfolgreiche Parkplatzsuche traf ich erst vor Ort ein, als die ersten sieben Songs (und somit wesentliche Teile der neuen Langrille) schon Geschichte waren. Sehr ärgerlich, denn die mir verbliebenen 70 Minuten waren grandios! In Sachen dunkler Schwermut macht dem Mann an Gitarre und Mikro einfach niemand etwas vor. Diese Kunst beherrscht er sowohl in der sehr getragenen Form (vgl. beispielsweise das intensive „It’s So Easy To Be Lonely“ vom aktuellen Longplayer) oder als extrem kraftvolle, treibende Darreichungsweise wie bei „Oh My Love“ vom 2004er „People Are Like Seasons“. Gern wird auch beides kombiniert: „The Desert Song No. 2“ ist so ein Kandidat, der heuer zunächst mit einigen Piano-Akkorden und leicht dissonanten Gitarrrenriffs aufwartete, ehe schließlich das Schlagzeug mit einfiel und sich die ätherische Stimmung am Ende in einem eruptiven Finale entlud. Mit dem Grummelmonster „Darkness“ ließ es der Fünfer wenig später unter Lichtblitzen ordentlich krachen und auch beim letzten, mit Begeisterung aufgenommenen Track „The River Song“ (1998 – „The Infinite Circle“) standen noch einmal Lichtgewitter und Stakkatoriffs auf dem Programm – alles Zutaten, die neben der charismatischen Erscheinung des Sängers (und natürlich seiner ausdrucksstarken Stimme) für einen großartigen Abschluss sorgten.
Doch halt: obwohl das Licht in dem kleinen Laden bereits anging, lockten die beharrlichen Akklamationen des überwiegend schon etwas älteren Publikums (man hat ja auch immerhin schon seit 20 Jahren die Gelegenheit, der SOPHIA-Mucke zu frönen) das Quintett erneut auf die Stage, wo „Birds“ vom 2006er „Technology Won’t Save Us“ erneut für eine herrliche Verquickung von Gefühl und Schmackes sorgte, bevor „I Left You“ auf der Zielgeraden ein letztes Mal das große Melancholie-Besteck zückte und auf das Angenehmste zu Herzen ging.
Damit – und mit einem Hinweis auf die nächtens startende neue Staffel „Game of Thrones“ und die anknüpfende Frage, ob Jon Schnee denn wohl noch lebe, verabschiedete sich Proper-Sheppard zunächst von seinen Fans, war aber schon bald wieder am Merch zu finden. Für mich ging es an dieser Stelle aber flugs zurück nach Hause – mit dem zwiegespaltenen Gefühl, ein tolles Konzert erlebt, aber leider auch einen wahrscheinlich nicht minder fantastischen Anfang verpasst zu haben.
UMP, Terrorverlag


Review 3
Mr. Robin Proper-Sheppard and his band SOPHIA were playing on a Sunday evening in Cologne. And even though it was spring, it more looked like winter with even a little snow. Somehow, the weather was kind of fitting to the mood the band is spreading with its songs.
SOPHIA is an indie rock band consisting of Robin Proper-Sheppard, former member of THE GOD MACHINE, and the Sophia collective, a group of musicians who collaborate with SOPHIA. The first album, ‘Fixed Water’, was out in 1996 on The Flower Shop Recordings where the band still is signed. Just now, the band released its sixth album, ‘As We Make Our Way (Unknown Harbours)’ and impressed the fans a lot. It took all in all seven long years until new material from the artist, now living in Belgium, was finally released. No question that the announced live dates were received with a lot of pleasant anticipation, leading very soon to sold-out gigs. And so was the show in Cologne.
The ARTheater in Cologne was packed when SOPHIA entered the stage. Probably it would have been better to move the show to a bigger location since it was nearly possible to place your feet on the floor. And besides, the photographers would have been happy too about slightly more light on stage. But to the concert, which was fantastic without any doubt. When it comes to dark melancholia, no one can really compare with the man on guitar and microphone. He masters this art in a very solemn manner (like during the intense ‘It’s So Easy To Be Lonely’ from the current long-player) as well as in an extremely powerful and pushing dosage form like at ‘Oh My Love’ from the 2004 album ‘People Are Like Seasons’. He also likes to combine both ways: ‘The Desert Song No. 2’ is such a candidate which started first with some piano chords and slightly dissonant guitar riffs before the drums joined in and the ethereal mood finally exploded in an eruptive final. With the mumbling monster ‘Darkness’, the five-piece delivered a real thunderstorm and also during the last, with excitement received song ‘The River Song’ (1998 – ‘The Infinite Circle’), light and staccato riffs were on the agenda – all ingredients of a great final song, besides the charismatic appearance of the singer.
But stop. Even though the lights in the small venue were already turned on, the never-ending applause of the audience brought the quintet back on stage where ‘Birds’ from the 2006 ‘Technology Won’t Save Us’ album once more took care for a great melange of emotions and power before finally ‘I Left You’ ended the set in big melancholia. With this song and a hint to the new season of “Game of Thrones” and the question if Jon Snow is still alive, Proper-Sheppard said good bye to his fans. But soon afterwards, he could be found already at the merch. All in all, great concert!
Ulrike Meyer-Potthoff, reflectionsofdarkness.com, 26/04/2016


Review 4
Nachdem der gute Robin Proper-Sheppard sich mit der neuen Scheibe "As We Make Our Way (Unknown Harbours)" (zugegebenermaßen nicht ganz freiwillig) fast sieben Jahre Zeit gelassen hatte, musste sich da wohl so einiges angestaut haben. Bereits als das ausverkaufte artheater seine Pforten öffnete, bebte das Gebäude nämlich bereits in seinen Grundfesten, denn die Band war noch mit dem Soundcheck beschäftigt - und der versprach dann einen druckvollen, ja geradezu stürmischen Abend. Während das neue Album per se sich musikalisch ja doch an den großen Traditionen des Meisters orientiert und eine gediegene Sammlung edler Elegien zusammenfasst, brannte Robin aber bereits im Vorfeld darauf, das Material mit seiner runderneuerten Band live umzusetzen.
Nachdem er in den letzten Jahren nur gelegentlich alleine und akustisch unterwegs gewesen war, hat Robin momentan wohl genug von akustischen Plänkeleien: Sophia 2016 kommt demzufolge vollkommen ohne Akustikgitarren aus. Dafür haben Robin und sein alter Kumpel, Drummer Jeff Townsin (mit dem zusammen er das neue Material auch im Studio einspielte), sich mit drei jungen belgischen Musikern der Band Ides Moon verstärkt, die Robin kennenlernte, als er nach einem erzwungenen Aufenthalt in den USA schließlich in der Nähe von Brüssel seine neuen Wurzeln schlug. Und diese Herren verfügten nicht nur über flächendeckende Effektpedale (auch Bassist Sander Verstraete hatte so eines) und Keyboards ohne Ende, sondern auch den unbedingten Willen, die Songs Robins musikalisch mit voller Kraft voraus in den Hyperraum zu treiben. Der Plan war dabei ganz einfach: Robin spielte zunächst ein Mal die komplette neue LP in der Original-Reihenfolge. Punkt. Das hat eine besondere Bewandtnis: Die LP folgt einem gewissen dramatischen Flow - und obwohl Robin durchaus versucht hatte, mit der Reihenfolge der Songs zu spielen, kann es - seiner Meinung nach - nur diese spezifische Reihenfolge geben. In der Tat ist es so, dass dieses Album - nach eigener Aussage - das erste seit langer Zeit ist, das er sich selbst auch selbst anhören und goutieren kann, und das geht eben nur in dieser Reihenfolge.
Nun ist es ja so, dass ein solches Vorgehen zuweilen schon mal ein Geschmäckle haben kann - nicht jedoch in diesem Fall. Denn es ging keineswegs darum, einfach die LP möglichst werksgetreu zu reproduzieren - sondern um die Entfachung eines veritablen Sturms im unbekannten Hafen. Das, was sich auf keinen Fall geändert hatte, war hingegen Robins Faible für die Nachtschatten: Konsequent sang er - wie gewohnt mit geschlossenen Augen - seine Songs mit ungebremster Intensität, aber eben im Dunkeln und oft und gerne auch mit dem Rücken zum Publikum. So ist er nun mal - die Fans haben sich daran gewöhnt und ändern kann er das auf seine alten Tage auch nicht mehr. Aber das war's dann auch schon, was an diese alten Sophia-Tage erinnerte. Denn die Songs wurden - wo immer das irgend möglich war - mit Verve und Atü zugedröhnt, was das Zeug hielt. Nicht nur, aber auch indem die belgischen Kollegen - allen voran Gitarrist Jasper Maekelberg - fast so virtuos in die Saiten griffen (auch der Keyboarder holte immer wieder eine Gitarre hervor) wie sie auf den zahllosen Knöpfen und Schaltern ihrer Effektpedale herumtanzten, sondern vor allen Dingen auch, weil Robin selbst mit seiner mächtigen Epiphone-Gitarre Druck machte und ungewohnt rockige Riffs raushaute. Und dann war da ja noch die Dynamik: Nominell fallen Sophia-Songs ja eher durch ihren langen, ruhigen Fluss ins Gewicht - in diesem Live-Kontext wurde indes jede Möglichkeit genutzt, die Songs vom sprichwörtlichen Flüstern zu einem tosenden Orkan aufzudrehen. Besonders schön gelang das im zweiten Teil der Show, wo Robin typische Monolithen wie den für seine verstorbene Mutter verfassten "Desert Song #2" oder den "River Song" versammelte. Und dann gibt es ja noch Sophia-Songs, die vorneherein mit einer Portion Wut im Bauch daher kommen. Dazu gehört der Hit "Oh My Love" und selbst auf der neuen Scheibe sind Up-Tempo-Songs wie "California", "The Hustle" oder "You Say It's Alright" versammelt, die die Band dann mit jugendlicher Frische als regelrechte Rocknummern auffasste.
Überhaupt kamen Robin und seine Jungs an diesem Abend Led Zeppelin zuweilen gefährlich nahe. So etwa müsste man sich eine regelgerechte May Queens-Show wohl vorstellen (May Queens ist ja bekanntlich ein Sophia-Nebenprojekt, mit dem Robin seine Rock-Affinitäten auslebte). Besonders "Darkness" von "People Are Like Seasons" dröhnte ziemlich heavy. Das machte Spaß und diese physikalische Präsenz nahm der Sache sogar auch jenen Anflug von Larmoyanz, den man ja gemeinhin eigentlich von solchen Veranstaltungen gewohnt war. Die Sache hatte natürlich auch eine Rückhand: So richtig sauber klang das alles nicht und insbesondere der Gesang saß zuweilen ganz schön neben der Spur. Freilich machte das bei diesem auralen Overkill auch nicht so viel aus. Dass allerdings die emotionale Intensität ein wenig im allgemeinen Schwung verloren ging, war dann schon schade. Gerade so schwierige Stücke wie "Baby Hold On", in dem Robin zu der Erkenntnis kommt, dass das Verhältnis zu seiner Tochter sich doch sehr viel problematischer darstellt, als er sich selbst das immer vorgestellt hatte, hätte man gerne etwas subtiler und weniger brüchig gewünscht. (Andererseits war ja vielleicht gerade diese Brüchigkeit das Zeichen dafür, wie nahe dieses Thema Robin geht?) Erfreulich war bei diesem Konzert dann noch der Umstand, dass sich nicht nur die Musiker, sondern auch das Publikum sich teilweise verjüngt hatte. In einer der wenigen Ansagen, zu denen Robin sich durchringen konnte, bedankte er sich beim Kölner Publikum für seine Treue und erinnerte an Zeiten, in denen "manche von euch noch gar nicht geboren waren". Gerade die vereinzelten jungen Leute im Kreis der getreuen Fans waren es dann auch, die insbesondere auch die alten Songs besonders akkurat mitsangen. Eigentlich hatte Robin das Konzert pünktlich beenden wollen, um zu schauen, ob Jon Snow in der neuen Game Of Thrones-Staffel nun noch lebt oder eben nicht, doch das Publikum lockte die Musiker dann doch noch mal für die erste Zugabe der Tour auf die Bühne und hier spielten Sophia dann noch "Birds" und "I Left You". Es wäre abschließend vielleicht zu viel gesagt, zu behaupten, die lange Pause habe dem Performer Robin Proper-Sheppard gut getan - geschadet hat sie ihm aber offensichtlich auch nicht, denn mit dem aktuellen Konzept hat Robin alte wie neue Fans auf angenehme Weise überrascht.
Ulrich Maurer, gaesteliste.de





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