Sophia - 18/03/17: Swamp, Freiburg (DE)


Review
"Oh My Love" fängt an wie damals: Zuerst pluckert die Rhythmusmaschine, dann klimpert ein Klavier, doch schnell steigt die Band ein und übermalt die alten Spuren. Das fast schon flotte hymnische Liebeslied, das 2004 ein kleiner Hit war, ist eher untypisch für Sophia, dem Vehikel des mittlerweile in Brüssel lebenden Amerikaners Robin Proper-Sheppard. Der ansonsten eher die düsteren Episoden des menschlichen Daseins auslotet und in Musik übersetzt. Auf dem neuen Album "As we make our way" (unknown harbours)" aber sieht das Schiff Licht am Horizont: Der wunderbare Song "It’s easy to be lonely" beschwört den Willen zum Miteinander in fein ziselierten Klangmustern von Gitarren, Keyboards und Schlagwerk. Tatsächlich besitzt Sophia wie nur wenige Gruppen Kultstatus: Selten erlebte das bis ins letzte Eckchen – inklusive Bühne – gefüllte Swamp eine derart klangliche Perfektion. Gitarren können da klingen wie ein ganzes Sinfonieorchester. Und auch noch brachialer: "The River Song" – mehr als 20 Jahre alt – macht die Strudel des alles verschlingenden Daseins physisch spürbar. Wohl auch eines der lautesten Stücke, die jemals im Swamp gespielt wurden. Zum Abschluss eines Abends mit philosophischen Dimensionen "I left you" – vom Versuch eines gelungenen Verlassens.
Joachim Schneider, 22/03/2017, Badische Zeitung