Review
1
A Leap Day with "Melancholy and the Infinite Gladness"
I'd like to share some of my memories of Sophia's concert on February
the 29th at the Szene Wien.
First of all: I am so grateful for this magical evening. I guess most
of the people who have been there had the feeling of being part of
something extraordinarily unique and precious...
Being relatively new to Sophia, I don't have much of a comparison,
but Robin seemed to be in quite a good mood (for example making jokes
about his professionalism during "fixing" his guitar) and
did a lot of talking on stage. During the course of the evening, he
showed a great sense of humor and also reacted to the people in the
audience shouting out. Actually, he started off by introducing a short
summary of his musical history to us. As he said he does that every
time Sophia play in a town for the first time. I found it really touching
to hear his request to the audience NOT to ask Sophia to play any
god machine songs. He explained that the moment,Jimmy had passed away,
Robin decided the time of god machine was over for him and not to
play their songs ever again. Sophia then started their set with "so
slow", the first song Robin had written after these events. Unfortunately,
somebody ignored his wish and shouted out the name of a god machine
song during the first encore set nonetheless... :-(
All in all, the Viennese audience has been quite friendly and enthusiastic
and Robin said afterwards that this has probably been the best show
for them so far on this tour. :-)
Later that evening Robin said something about enjoying to play older
songs, especially from the "Fixed Water" record, now that
Sophia have the chance to play them in front of larger crowds due
to being more
popular. Robin also mentioned that the girl of the "Oh my love"
video - which was shot in Vienna as far as I know - was in the audience
and that she was pissed because no one recognized her. The people
around her then raised their hands and she got an extra applause...
I think for the song "Fool", David (who sells Sophia records
at the concert venues) joined in to play keyboards. Appreciating David's
support, Robin encouraged us to refer to him as a parttime merchandiser
and fulltime keyboardplayer or something like that (instead of the
other way round).
Personnally, I enjoyed the perfect mixture of wonderfully mellow songs
- when nobody in the hall dared to make a noise - and songs of growing
intensity that REALLY rocked. Compliments to all band members for
being such passionate professionalists! *g*
To me, Robin is one of the few artists willing and brave enough to
open themselves as a person so much that they are 100 percent honest,
genuine and credible.
On request of the audience, Robin spontaneously decided to play "death
of a salesman" as an encore. He told that the song is about the
time when he used to work as a salesman at London's Camden market
(back then when it still used to be cool, as I think he put it). Later,
at the meet and greet, Robin would say that this was the first time
he played that song on this tour. I might be wrong, but I had the
impression that Robin was having troubles remembering the right words
of the second verse of "Last
night..."
After the concert Robin showed an inexhaustible amout of patience
by giving autographs and answering questions and finding nice words
for EVERY SINGLE PERSON who came up to him after the show. He seems
to be a really genuinely NICE person.
Even though it might sound trivial, here is what i feel about this
band: I am touched by - and eternally grateful for - Sophia's music.
So thanks, thanks, thanks. :o)
Eva Knobloch
Setlist
so slow
if only
are you happy now
fool
desert song no 2
every day
oh my love
woman
ship in the sand
i left you
the sea
------------------
swept back
the river song
if a change is gonna come
------------------
death of a salesman
last night i had a dream
Review 2
Ich war ja wirklich furchtbar schlecht gelaunt.
Meine Gastherme war im Arsch. Frische 11° in meiner Wohnung.
Dann noch ein spaßiges Wortgefecht mit meiner Mitbewohnerin,
weil ich die Festnetznummer unserer Vermieterin nicht kenne. Außerdem
bin ich ja prinzipiell an allem schuld. Ita est.
Und dann rettet mir ein Lampen - Schirm meinen Abend. -Und eine eigenartige
Vorband namens Jansen, von der ich in meinem Leben noch nichts gehört
habe. Eigentlich wars auch nur die Häflte/ein Viertel/ein Sechstel/...
der Band: Markus Maria Jansen an der Gitarre und singend und der Bassist,
dessen Namen ich leider leider nicht weiß (Philip Lethen? Der
mit den schönen Fotos?). Der Rest kommt aus der Box. Macht aber
nix. Wunderbare Musik. Mit leicht wirren Texten. Und mit einem wunderbaren,
sich drehenden Sonnenschirm ohne Stoffüberzug, dafür aber
mit vielen kleinen Lampen. (Ich wär übrigens sehr glücklich,
könnte mir jemand so was basteln. Ich bin schlecht in solchen
Dingen. Vor allem stell ich mir folgende Frage: Wie schaffe ich es,
dass das Kabel, dass die Lichterkette mit dem nötigen Strom beliefert,
sich nicht durch den Drehvorgang des Schirms einrollt wird und sich
damit selbst zerstört? Irgendwer eine Ahnung? Hm? Für Lösungsvorschläge
wäre ich sehr dankbar.) Leider können ich und mein Begleiter,
nennen wir ihn Philip, nie pünktlich zu einem Konzert kommen.
Da sind höhere Mächte im Spiel. Irgendwas ist immer. Aus
diesem Grund hören wir auch nur einige wenige Lieder der wunderfunkelbaren
Band Jansen, bevor die zwei Herren ihren Schirm auf Höchstgeschwindigkeit
schalten und von der Bühne gehen. Ich kauf mir eine CD, ich habs
ja. (HA!)
Und dann: Sophia. Die kleine Konzerthalle ist mittlerweile gedroschen
voll, die geschätzten 27° stellen einen angenehmen Kontrast
zu den Temperaturen in meiner Wohnung dar. Auch Herr Robin Proper-Sheppard
gibt sich überrascht darüber, dass so viele Leute auf so
wenig Raum Platz haben. Dann die Fragen: Wer von euch kennt Sophia?
Ein paar Hände werden in die Höhe gestreckt. Und wer von
euch kennt The God Machine? Lautes Gegröhle aus den hinteren
Reihen. Proper-Sheppard erklärt, dass er kein Lied von seiner
1994 aufgelösten Band spielen werde, und auch nicht will, dass
ihn irgendjemand aus dem Publikum dazu auffordert. The God Machine
existiere seit dem Tod seines Freundes und Bassisten der Band, Jimmy
Fernandez, nicht mehr. Bevor die Band So Slow spielt, meint Proper-Sheppard
noch, dass dies das beste Lied ist, um die Menschen, die Sophia nicht
kennen, an die Band heranzuführen. Ich glaub, So slow ist wohl
das traurigste Lied das ich kenne. Fast genauso grau geht es auch
weiter. Are You Happy Now kam als nächstes. Oder übernächstes.
Sowas merk ich mir nie. Jedenfalls find ich es wunderbar.
Hinter mir stehen drei Typen, die die ganze Zeit davon reden, dass
The God Machine ja viel mehr gerockt haben. Zu viel Schmalz, höre
ich. Auf Oh My Love können sich die Typen hinter mir einigen:
Ja, das geht noch. Das rockt wenigstens ein bißchen. Ach Gottchen.
Ich finde es einfach nur fantastisch. Und Herr Proper-Sheppard ist
außerordentlich sympathisch. - Und lustig, was man ja, hört
man sich die Sophia-Alben so an, gar nicht glauben will. Er scherzt
mit dem Publikum (Beispiel: Frei übersetzt natürlich: Hin
und wieder muss ich jemanden aus dem Publikum beschimfen, sonst glauben
wieder alle, dass es mir zu gut geht.) erzählt von den Liedern
die er spielt. Wovon sie handeln. Ein ruhiges Konzert, viele Lieder
vom neuen Album, People Are Like Seasons. Ich kann auf meine Ohrenstöpsel
verzichten (Anmerkung: bin deshalb auf Konzeten immer etwas paranoid).
Und alles geht viel zu schnell zu Ende.
Das Publikum verlangt nach einer Zugabe, sogar die drei harten Typen
hinter mir schaffen es zu klatschen. Die Band erscheint, spielt zwei
härtere Lieder, die drei hinter mir wedeln freudig mit ihrem
Haupthaar. Die zweite Zugabe fällt sehr ruhig aus: auf der Bühne
befindet sich nur Herr Proper-Sheppard mit seiner Gitarre. Death of
a Salesman ist das letzte Lied (Oder das vorletzte, wer weiß
das schon so genau).
Dann ist das Konzert leider auch schon vorbei. Und Robin Proper-Sheppard
stellt sich auch noch brav in den engen Merchandising Stand. Scheint
sehr nett zu sein, der Mann.
diza (diza.twoday.net)
Review 3
AN EVENING FULL OF TRAGIC LOVESONGS
Sophia zelebrierten bei ihrem Wien-Auftritt mit schwermütigem
Liedgut die Kunst des stilvollen Leidens. Ein zum Niederknien schöner
Abend.
The God Machine lebten nur zwei Alben lang. Viel zu kurz. Tragischer
Grund für das Ende des kultisch verehrten Trios aus San Diego
war der Tod von Bassist Jimmy Fernandez. Er starb bei den Aufnahmen
zu "One last laugh in a place of dying" völlig überraschend
an einem Gehirntumor. Erst Jahre später kehrte Sänger und
Gitarrist Robin Proper-Sheppard mit seinem Soloprojekt Sophia zurück.
The God Machine gehören für Proper-Sheppard der Vergangenheit
an. Die Alben der Band sind nur mehr als Second-Hand-Ware zu Liebhaberpreisen
zu erstehen. Eine Neuauflage des Back-Katalogs von The God Machine
ist (vorerst) nicht geplant. Bei Live-Konzerten von Sophia verweigert
Proper-Sheppard die Stücke seiner ersten Band. Meistens sogar,
indem er noch vor dem ersten Song darauf hinweist, dass es keinen
Sinn macht, nach den alten Nummern zu brüllen.
Death comes so slow when you're waiting to be taken.
Death comes so slow when it's all you want. And it takes the ones
that don't
Doch Robin Proper-Sheppard hat gelernt nicht nur neugewonnene Sophia-Hörer
sondern auch alteingesessene Fans zufriedenzustellen. Denn kaum, dass
er dem angetretenen Publikum seine Einstellung zu The God Machine-Songs
klarmachte, da eröffnete er den Abend in der ausverkauften Szene
Wien mit einem Tribut an Jimmy Fernandez. "So slow" sollte
an diesem Abend nicht die einzige Nummer aus "Fixed water",
dem ersten Sophia-Output, bleiben. Ein Album, das der Aufarbeitung
des Ablebens eines Freundes gleichkam.
Oase der Selbstdesillusionierung
Schon bei diesem ersten Song wurde einem klar, dass dies ein besonderer
Abend werden sollte. Proper-Sheppard schaffte es mit einer durchwegs
ruhigen Performance, dass sein Publikum jede von ihm gesungene Textzeile
aufzusaugen schien. Die keinesfalls raren Momente äußerster
Stille waren eigentlich wie geschaffen für potentielle Unruhestifter.
Keiner der Anwesenden wagte in jenen Augenblicken allerdings auch
nur einen Räusper. So etwas lässt sich dann zweifelsohne
als groß bezeichnen. Selbst der Hauptakteur dieses Abends zeigte
sich ob dieser Würdigung sichtlich gerührt. Und mag Proper-Sheppard
auf Fotos noch so ernst dreinschauen, auf der Bühne kam ihm aufgrund
der hervorragenden Stimmung an diesem Abend sogar des Öfteren
ein Lächeln aus.
Gut 90 Minuten begeisterten Sophia mit ihren einfach gehaltene Trauerhymnen
der verhaltenen Sorte. Bezeichnend dafür, dass Proper-Sheppard
während der gesamten Performance ausschließlich auf seiner
Akustik-Gitarre spielte. Nur sporadisch gönnte sich die Band
einen Ausflug in Richtung Gitarren-Noise. Dann allerdings mit umso
mehr Gewicht und Bedeutung. So richtig abgerockt wurde überhaupt
erst zum Abschluss des eigentlichen Sets.
Als besonderen Leckerbissen ließ sich Proper-Sheppard noch zu
einem zweiten Zugabenblock hinreißen, wo er im Alleingang die
zwei alten Akustiknummern "Death of a salesman" und "Last
night I had a dream" zum besten gab. Beides Live-Raritäten.
Was bleibt ist die Hoffnung auf einen FM4-Mitschnitt. Und ich mache
mich nun im Internet auf die Suche nach den alten The God Machine-Platten.
Wasix, nonstop.twoday.net
Review 4
Die hoffnungsfrohen Pessimisten "Sophia" begeisterten in
der Szene Wien
... Trauer macht Arbeit
Das bisherige Schaffen von Robin Proper-Sheppard, der hier in der
ausverkauften Szene Wien vor begeisterten und offensichtlich altersbedingt
für Schwermut noch oder schon wieder empfänglichen Twens
seine Laute schlägt, war nicht gerade von folgender Annahme geprägt:
Wer alt werden will, muss sich in Zweckoptimismus üben. Das macht
in der Früh das Aufstehen leichter. Wird schon werden. Heute
war eher selbstmordgefährdet. Morgen aber wird schön!
Seit Mitte der 90er-Jahre praktiziert der Mann aus Kalifornien vielmehr
die hohe und zart weinerliche Kunst der Selbstdesillusionierung: "Death
comes so slow, when you're waiting . . ."
Das führte in der vom tragischen Tod eines Bandmitglieds überschatteten
Nachfolge seiner heute kultisch verehrten Band The God Machine, die
man sich als die Depro-Könige The Cure auf hart vorstellen muss,
zu bedrückenden Arbeiten seines jetzigen Projekts Sophia. Fixed
Water und The Infinite Circle belegen, dass die Steigerung von düster
zappenduster ist.
Mit einer ebenfalls ganz in Dienstschwarz gekleideten und streng apathisch
dreinschauenden Begleitband untermauerte unser Fürst der Finsternis
in Cinemascope-Moll erstens die Vermutung, dass Trauer vor allem Arbeit
ist. Zweitens wurde während der launigen Zwischenansagen deutlich,
dass hier jemand möglicherweise in der Tradition finsterer tragödischer
Lachphilosophen wie Leonard Cohen oder Nick Cave steht.
Um dem Grauen zu entkommen, muss man sich ganz darin versenken. Jean
Genet goes Akustikgitarre. Liebeslieder klingen hier so: "You
said, you're attracted to the darkness. Well, baby, that's okay by
me. I'll just be another shadow in your black."
Zu den auf einer normalen elektrischen Gitarre nachgestellten, souverän
im Halbtakt verschleppten Akkorden, die so klangen, als würden
sie von einem Hawaii im immer währenden Nieselregen her wehen,
zu verhallten Pianoklängen und einem bedächtig rollenden
Rhythmusfundament von Stolperschlagzeug und Unmutsbass präsentierte
Proper-Sheppard, den man vor dem Auftritt im Foyer lachen (!!!) sah,
sein bisher gelungenstes Album, People Are Like Seasons.
Er dampfte die atmosphärisch hochgradig mit Gitarren-Noise-Wänden
und Streicherklängen aufgeladenen Stücke im Zeichen von
einfach gehaltenen Trauergesängen in der Tradition einer gestrampften
Akustikgitarre mit Beschwerdesänger dahinter zwar hörbar
auf etwas gleichförmigen Folkrock ein. Den kennt man so auch
von den ungleich abgeklärteren australischen Melancholikern The
Go-Betweens. Vor allem aber die Neudeutung des Desert Song No. 2,
in dem sich Proper-Sheppard zum Bekenntnis durchringt, dass die Erde
doch kein ganz schlechter Ort sei, rief Gänsehaut hervor.
"And, God, I just wanna rest a while and tomorrow, I promise,
I'll start with a smile", heißt es am Ende in Another Trauma.
Sophia, lateinisch für Weisheit. Proper-Sheppard weiß,
dass ein Trauma zwar einmal enden mag. Etwas Schlechteres aber kommt
sicher nach. So gut schlecht ist es uns selten gegangen.
Christian Schachinger, Der Standard, 1/03/2004








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