Sophia - Feb. 04 '07: Gleis 22, Münster (DE), with Malcolm Middleton

Set list
Big City Rot
Swept Back
If Only
Where Are You Now
Pace
Oh My Love
Everyday
Within without
P1/P2
Lost
I Left You
Ship In The Sand
The Sea
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Birds
So Slow
Desert Song no. 2
River Song


Review 1
Dass sie im Gleis 22 den Bands etwas in die Getränke tun, das diese dazu veranlasst, außergewöhnliche Songs nur in Münsters Club Nummer 1 zu spielen, vermuten wir ja schon länger, und auch Sophia und Malcolm Middleton bildeten da keine Ausnahme: Letzterer ließ sich nämlich erweichen, seinen Hit "Loneliness Shines" (noch dazu in einer geradezu sensationellen Version) als Schlussnummer in sein kurzes Set einzubauen, und auch Robin hatte eine Überraschung parat: Die Tournee-Premiere von "Big City Rot" nämlich, das gleich zu Beginn auf dem Programm stand und Adam die Chance gab, mit der Gitarre um den Hals lässig an der Wand zu lehnen, bis die Band nach der Hälfte des Songs einsetzte. Die Nummer unterstrich einmal mehr, wie gut es der Band tut, ab und zu neue Songs zu spielen. Trotz des balladesken Charakters des Stücks war das Energie- und Kommunikationslevel auf der Bühne dabei ungleich höher als beim gesamten Kölner Konzert! Es war zwar ein wenig ungewohnt, einmal nicht "I Left You" am Anfang zu hören, doch auch "Big City Rot" funktionierte glänzend als Einstimmung auf den Rest des Abends im übrigens restlos ausverkauften Gleis. Hier und da merkte man der Band zwar an, dass dies der drittletzte Tag der Tournee war (so fiel zum Beispiel das an den beiden vorherigen Abenden spontan hinzugefügte "Bastards" aus, "Within Without" klang dafür ungewohnt ruppig), aber das Publikum fühlte sich augenscheinlich trotzdem bestens unterhalten. Das durfte es auch, denn selbst wenn Sophia den Düsseldorf-Auftritt vom Beginn der Gastspielreise auch in Münster nicht übertreffen konnten - ein so durchgängig hohes Niveau hat die Band wohl noch auf bisher keiner Tour erreicht!
Carsten Wohlfeld, gaesteliste.de

Review 2
Ein in sich versunkener Mann lässt seine Gitarre leise Klänge erzeugen, traurige. Davon blickt er nur auf, um verloren und irgendwie resigniert ins Mikrofon zu singen.
So zumindest stellt man sich Robin Proper-Sheppard und mit ihm ein Sophia Konzert vor.
Als wir am Gleis22 (laut intro ja Deutschlands beliebtester Club) ankommen warten schon die ersten, um noch eine Karte an der Abendkasse zu ergattern, von zwölf Verbliebenen geht das Gerücht.
Punkt halb neun öffnen sich die Türen, und man hat zumindest den Eindruck, dass doch noch einige Karten zum Verkauf standen. Nichtsdestotrotz ist das Gleis nach wenigen Minuten gut gefüllt und schon während des Supportacts sieht man die eigene Bewegungsmöglichkeit stark eingeschränkt.
Eben jenen Support macht heute Malcolm Middleton, der als “der Sänger der wundervollen Arab Strap” angekündigt wurde - wobei ich zugeben muss, weder ihn noch Arab Strap vorher gekannt zu haben. Macht aber nichts, denn der sympathische Singer/Songwriter bot (nur von einem Schlagzeuger unterstützt, das aber gut) angenehmen Indiefolk und einen ruhigen Einstand in den Abend.
Während der Umbaupause sieht man einzelne Musiker sich durch die wartende Menge zur Bühne vorarbeiten, nur den Mann mit dem ernsten Blick kann man beim besten Willen nicht ausmachen. Was im Nachhinein auch nicht mehr verwundert, denn als sich der Vorhang schließlich öffnet blickt einem ein gut gelaunter und erst auf den zweiten Blick erkennbarer Robin Proper-Sheppard samt Band entgegen.
Big City Rot vom neuen Album eröffnet rockig den Abend, und rockig sollte es bleiben. Schlagzeug, Bass, Keyboards und drei Gitarren sorgten für die angemessene Instrumentalisierung der Sophia Songs - zumindest der Songs der letzten beiden Alben. Schade für die Liebhaber der ruhigeren (und auch ein wenig traurigeren) ersten Alben fixed water und the infinite circle, deren schönste Songs (klar, subjektiv) eher vernachlässigt wurden (wahrscheinlich aber in dem “rockigen” Kontext des Abends auch eher untergegangen wären), lediglich über “so slow” konnte man sich freuen.
Ebenfalls begeistern konnten “Pace” (mein Liebling der neuen Platte) sowie “Swept back” und “I left you”.
Und auch wenn es allgemein eher lauter war, Robin Proper-Sheppards Gesang ist es, der Sophia ausmacht, schafft er es doch wie kaum ein zweiter Melancholie zu transportieren, greifbar werden zu lassen.
Man schließe die Augen und lasse sich forttragen, in die Schönheit des Augenblicks. Und öffnet man sie wieder, so kann man in Robins Gesicht all das sehen.
Dazu seine leicht tanzende Bewegung - elegant ist dieser Mann auch noch.
Nach 75 Minuten klatscht das Puplikum die Band erneut auf die Bühne, die sich zur Zugabe nochmal in einer Schrammelorgie ergeht - und das diesmal nicht schlecht (Tendenz:Mogwai?) um dann mit dem düsteren “The River” zu enden.
Ich muss zugeben, dass ich irgendwie etwas anderes erwartet habe, natürlich ist Robin nicht der ewig schlechtgelaunte Melancholiker, für den man ihn vielleicht vorschnell halten kann, schließlich hat er selbst Sophia immer als projekt gesehen, seine Trauer nach außen zu verlagern:
“Ich kann diese Trauer nicht immer mit mir herumtragen. Ich will sie erklären, analysieren und im Bücherregal abstellen können. Das genau passiert in meiner Musik”
und ich kann es ebenfalls verstehen, wenn eine Band sich weiter entwickelt, oder in diesem Fall, auch mal wieder lauter klingen will (oder kommen da die the god machine Wurzeln wieder durch?), allerdings fand ich das beim Sophia Konzert eher Unruhe-schaffend. Und manchmal hatte man das Gefühl, Robins Stimme würde den Kampf gegen die Gitarren verlieren.
Christian, Mainstage Musikmagazin


Photos by Carsten Wohlfeld





























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